Kranker Mann des Tages: Sigmar Gabriel

Kranker Mann des Tages: Sigmar Gabriel

Die Bundesregierung war am Montag und Dienstag auf Betriebsausflug in Israel. Nun ja, nicht so ganz. Die fröhliche Reisegruppe war ohne SPD-Mann Sigmar Gabriel unterwegs, Angela Merkels Vize und nebenbei auch noch Bundeswirtschaftsminister. Gabriel hatte sich am Montag, wenige Stunden vor dem Abflug ins Heilige Land, wegen Krankheit entschuldigen lassen. Es handle sich »um keine schwere Erkrankung«, beruhigte Gabriels Büro zugleich seine Fans. Der Minister hoffe, schon am Mittwoch wieder an der Kabinettssitzung in Berlin teilnehmen zu können. Konnte er dann doch nicht.

Auch Politiker werden manchmal krank. Und nicht alle sind so unglaublich tapfer und diszipliniert wie die Kanzlerin, die schon wenige Stunden nach ihrem heftigen Skiunfall wieder das volle Programm absolvierte. Es gibt aber andererseits auch etwas, was man als »diplomatische Krankheit« zu bezeichnen pflegt. Diesbezüglich besteht, wie man in bundestagsneudeutsch sagt, durchaus ein Anfangsverdacht: Gabriel ist in Israel als Feind des Landes und Antisemit untendurch, seit er im März 2012 nach einem Besuch im besetzten Hebron von einem »Apartheidsregime« sprach. Israels Politiker tobten – und mit ihnen die CDU-Prominenz.

Hätte Gabriel jetzt am Betriebsausflug teilgenommen, wäre laut Protokoll ein Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Naftali Bennett, dem Chef der rechtsradikalen Partei »Jüdisches Haus«, nicht zu vermeiden gewesen. Und der hatte doch gerade erst vor zwei Wochen unter Protest die Knesset verlassen, als der deutsche EU-Parlamentspräsident Martin Schulz dort auf die himmelschreiend ungerechte Verteilung des Wassers in den besetzten Gebieten zu sprechen gekommen war. Da kann man sich gut vorstellen, daß Gabriel nicht von seinem Hausarzt, sondern von der Kanzlerin krank geschrieben wurde. (km)