Ein Leben als Kämpfer
Chokwe Lumumba, Anwalt der »Black Power«-Bewegung und »revolutionärster Bürgermeister« der USA, ist tot
Von Jürgen Heiser
In Jackson, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Mississippi, stürzte am vergangenen Dienstag eine Nachricht viele Einwohner in tiefe Trauer. Chokwe Lumumba ist tot. Er starb an akutem Herzversagen. Damit verlieren die USA ihren »revolutionärsten Bürgermeister«, wie ihn viele seiner Unterstützer seit seinem überraschenden Wahlsieg im Juni vergangenen Jahres nannten. Der 66jährige hatte als radikaler Linker und Bürgerrechtler 85 Prozent der Stimmen erhalten.
Lumumba war am 2. August 1947 als Edwin Finley Taliaferro in Detroit, Michigan, als Kind einer Arbeiterfamilie zur Welt gekommen. Wie viele in seiner Generation legte er den Sklavennamen seiner Vorfahren ab, um mit seinem selbstgewählten Namen seiner Identität als Nachkomme afrikanischer Vorfahren Ausdruck zu verleihen. Der Jackson Free Press erklärte er, »Chokwe« stehe für »den noch heute existierenden Stamm der Chokwe, der zu den letzten gehörte, die in Angola erfolgreich Widerstand gegen den Sklavenhandel leisteten«. Seinen Nachnamen habe er aus Verehrung für den ermordeten Panafrikanisten und ersten Premierminister der 1960 von Belgien unabhängig gewordenen Demokratischen Republik Kongo, Patrice Lumumba, angenommen.
Chokwe Lumumba studierte Jura und arbeitete innerhalb der schwarzen Bürgerrechts- und »Black Power«-Bewegung in den 1960er Jahren als Anwalt der Armen und staatlich Verfolgten. Er verteidigte Mitglieder der Black Panther Party wie Assata Shakur und Geronimo ji-Jaga Pratt sowie Gefangene, die wegen Meuterei angeklagt waren. An den Hochschulen in Michigan und Mississippi erstritt er gleiche Rechte für schwarze Studierende. Gemeinsam mit Betroffenen organisierte er den Schutz vor »chemischem Völkermord« durch das Überschwemmen schwarzer Ghettos mit harten Drogen und die damit eng verbundene Gewaltkriminalität. Rechtsbrüche durch Polizei und Geheimdienste verfolgte er ebenso beharrlich wie die rassistische Terrororganisation Ku Klux Klan. Er bekämpfte die Todesstrafe und vertrat zahlreiche zum Tode Verurteilte im Kampf gegen ihre Hinrichtung.
Wegen seines konsequenten Eintretens für Bürger- und Menschenrechte erklärte die Bundespolizei FBI Lumumba zum Staatsfeind und überwachte ihn und sein Umfeld über Jahrzehnte. Die Folge waren alltägliche Schikanen, Bedrohung mit Berufsverbot, Festnahmen und Gefängnis. Doch Lumumba beeindruckte das alles nicht, er stand den Attacken nie allein gegenüber. Schon in den 1970er Jahren gehörte er zum Netzwerk der Bewegung für eine »Republik of New Africa« in den fünf Südstaaten der USA und war einer der Gründer der antirassistischen Basisorganisation »Malcolm X Grassroot Movement«, die zum Gedenken an den 1965 ermordeten Menschenrechtler und Panafrikanisten erfolgreich Widerstand gegen Polizeiwillkür und ungeschriebene Apartheidgesetze leistete.
Lumumbas Eintreten für die Interessen der Mehrheit der schwarzen Bevölkerung brachte ihm 2009 einen Sitz im Stadtrat von Jackson ein und mündete schließlich nur vier Jahre später in seinem überwältigenden Sieg bei Bürgermeisterwahlen. Gegenüber dem US-Sender Democracy Now! erklärte er seinen Erfolg mit der Einrichtung einer »Volksversammlung«, in der die Einwohner »alle drei Monate in einem offenen Forum über die Probleme der Stadt und mögliche Lösungen debattieren können«. Die Bevölkerung müsse selbst und real über ihre Belange entscheiden können. Deshalb laute der Slogan dieser Volksversammlungen »Lehren, motivieren, organisieren«.
Am kommenden Sonnabend wird die Bevölkerung von Jackson in einer öffentlichen Zeremonie Abschied von Lumumba nehmen. Carl Gibson von Occupy.com nannte ihn »unersetzbar als Bürgermeister, egal wer nach ihm kommt«. Die USA brauchten mehr von seinem Format, weil er gegen Gentrifizierung gekämpft und »sich für Marginalisierte und Investitionen in die öffentliche Infrastruktur eingesetzt« habe.jw
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