Hausfrauenideal und Fremdbestimmung: Frauen in der Nachkriegszeit
Die Nachkriegszeit stand im Zeichen des Wiederaufbaus, des Wirtschaftswunders und der Reinstallation der traditionellen Geschlechterbilder. Frauen sollten vor allem gute Hausfrauen und Mütter sein, Berufstätigkeit war ausdrücklich nicht erwünscht. Per Gesetz waren sie ihrem Ehemann zu Gehorsam und ehelichen Pflichten verpflichtet, der Mann hatte Macht über Körper, Vermögen und Lebensplan. Doch das Grundgesetz schreibt die Gleichstellung von Mann und Frau vor und Mitte der 1960er zeichnete sich ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel ab, der auch zu einer neuen Frauenbewegung führen sollte.
Trümmerfrauen und Hausfrauen
Die ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren für die meisten Frauen geprägt vom Kampf um das nackte Überleben. Der Großteil der Männer war in Kriegsgefangenschaft oder im Krieg gefallen, große Teile Deutschlands im Krieg zerstört. Mangel herrschte überall. In den russisch besetzten Gebieten kam die sexuelle Gewalt der Besatzer hinzu, der viele Frauen ausgesetzt waren. Die Frauen kämpften nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kinder. Forscherinnen sprechen hier von einem „erzwungenen Matriarchat“. Frauen schlossen sich zu Selbsthilfeverbänden und Informationsdiensten zusammen und leisteten einen Großteil des Wiederaufbaus. Das Bild der Trümmerfrau steht nicht nur symbolisch für diese Leistung. Doch kaum kehrten die Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurück, war es vorbei mit Matriarchat und Selbstbestimmung. Die Adenauer-Ära wollte nichts dringender als das traditionelle Geschlechterbild wieder zu zementieren, die angekratzte Ehre des deutschen Mannes sollte schleunigst wiederhergestellt werden – und zwar auf Kosten der Frau. Der Mann als Ernährer und Entscheider, die Frau als Hausfrau und Mutter, das war das Ideal der 1950er und frühen 1960er Jahre. Unterstützt wurde das nach Kräften von den Kirchen, die sich energisch gegen die Erwerbstätigkeit von Frauen aussprachen. Berufstätige Mütter schüfen verwahrloste und „asoziale“ Kinder, so hieß es. Der Platz einer Frau sei zu Hause und nicht im Büro oder gar in der Politik. Zwar gründete sich 1951 der Demokratische Frauenbund Deutschlands, dessen Ziele neben Frieden und Entmilitarisierung auch mehr Rechte für die Frauen waren, doch er wurde 1957 ebenso wie die KPD verboten.
Gehorsamsparagraf und Abtreibungsverbot
Als 1948 am Herrenchiemsee das Grundgesetz ausgearbeitet wurde, waren gerade mal vier Frauen anwesend – und die Herren von der CDU setzten alles daran, die Gleichstellung von Mann und Frau nicht im Grundgesetz zu verankern. Sie konnten sich letztlich nicht durchsetzen – 1953 wurde die Gleichstellung auch durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bestätigt, allerdings erst 1957 endgültig im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. Bis dahin galt zum Beispiel der Gehorsamsparagraf in der Ehe, der eine Frau auch zu den ehelichen Pflichten anhielt und dem Mann uneingeschränkte Gewalt über das Vermögen der Frau gab. Er konnte ihren Wohnort bestimmen und ihr Arbeitsverhältnis ohne ihre Zustimmung kündigen.
Das Bundesverfassungsgericht stellte zwar 1957 fest, dass das gegen das Grundgesetz verstieß, betonte aber, dass die Pflichten einer Ehefrau in der Versorgung des Haushaltes und ihrer Familie lägen – und Vorrang vor einer Erwerbstätigkeit hatten.
Öffentliche Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gab es ohnehin nicht und so wundert es nicht, dass der erste Familienminister 1953, CDU-Mann Wurmeling ein entschiedener Gegner der Frauenerwebstätigkeit war. Noch 1966 stellte die Enquete Kommission der Bundesregierung fest, dass Frauen körperlich und geistig von Natur aus auf Mutterschaft eingerichtet waren.
Abtreibungen blieben verboten, die Zahl der Schwarzabtreibungen lag dennoch bei rund 1 Million im Jahr. Hormonelle Verhütungsmittel gab es noch nicht.
Doch Anfang der 1960er wandelte sich das Blatt. Der Arbeitskräftemangel ließ den Ruf nach Frauen laut werden. Die Pille kam auf dem Markt und versprach eine Befreiung der Frau von der Angst vor einer Schwangerschaft. Die Studentenbewegung schwappte aus den USA nach Deutschland und mit ihr auch die ersten Gedanken zu einer grundsätzlichen Kritik an der Situation der Frau und einer Veränderung.
http://diefreiheitsliebe.de
Die Nachkriegszeit stand im Zeichen des Wiederaufbaus, des Wirtschaftswunders und der Reinstallation der traditionellen Geschlechterbilder. Frauen sollten vor allem gute Hausfrauen und Mütter sein, Berufstätigkeit war ausdrücklich nicht erwünscht. Per Gesetz waren sie ihrem Ehemann zu Gehorsam und ehelichen Pflichten verpflichtet, der Mann hatte Macht über Körper, Vermögen und Lebensplan. Doch das Grundgesetz schreibt die Gleichstellung von Mann und Frau vor und Mitte der 1960er zeichnete sich ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel ab, der auch zu einer neuen Frauenbewegung führen sollte.
Trümmerfrauen und Hausfrauen
Die ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren für die meisten Frauen geprägt vom Kampf um das nackte Überleben. Der Großteil der Männer war in Kriegsgefangenschaft oder im Krieg gefallen, große Teile Deutschlands im Krieg zerstört. Mangel herrschte überall. In den russisch besetzten Gebieten kam die sexuelle Gewalt der Besatzer hinzu, der viele Frauen ausgesetzt waren. Die Frauen kämpften nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kinder. Forscherinnen sprechen hier von einem „erzwungenen Matriarchat“. Frauen schlossen sich zu Selbsthilfeverbänden und Informationsdiensten zusammen und leisteten einen Großteil des Wiederaufbaus. Das Bild der Trümmerfrau steht nicht nur symbolisch für diese Leistung. Doch kaum kehrten die Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurück, war es vorbei mit Matriarchat und Selbstbestimmung. Die Adenauer-Ära wollte nichts dringender als das traditionelle Geschlechterbild wieder zu zementieren, die angekratzte Ehre des deutschen Mannes sollte schleunigst wiederhergestellt werden – und zwar auf Kosten der Frau. Der Mann als Ernährer und Entscheider, die Frau als Hausfrau und Mutter, das war das Ideal der 1950er und frühen 1960er Jahre. Unterstützt wurde das nach Kräften von den Kirchen, die sich energisch gegen die Erwerbstätigkeit von Frauen aussprachen. Berufstätige Mütter schüfen verwahrloste und „asoziale“ Kinder, so hieß es. Der Platz einer Frau sei zu Hause und nicht im Büro oder gar in der Politik. Zwar gründete sich 1951 der Demokratische Frauenbund Deutschlands, dessen Ziele neben Frieden und Entmilitarisierung auch mehr Rechte für die Frauen waren, doch er wurde 1957 ebenso wie die KPD verboten.
Gehorsamsparagraf und Abtreibungsverbot
Als 1948 am Herrenchiemsee das Grundgesetz ausgearbeitet wurde, waren gerade mal vier Frauen anwesend – und die Herren von der CDU setzten alles daran, die Gleichstellung von Mann und Frau nicht im Grundgesetz zu verankern. Sie konnten sich letztlich nicht durchsetzen – 1953 wurde die Gleichstellung auch durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bestätigt, allerdings erst 1957 endgültig im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. Bis dahin galt zum Beispiel der Gehorsamsparagraf in der Ehe, der eine Frau auch zu den ehelichen Pflichten anhielt und dem Mann uneingeschränkte Gewalt über das Vermögen der Frau gab. Er konnte ihren Wohnort bestimmen und ihr Arbeitsverhältnis ohne ihre Zustimmung kündigen.
Das Bundesverfassungsgericht stellte zwar 1957 fest, dass das gegen das Grundgesetz verstieß, betonte aber, dass die Pflichten einer Ehefrau in der Versorgung des Haushaltes und ihrer Familie lägen – und Vorrang vor einer Erwerbstätigkeit hatten.
Öffentliche Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gab es ohnehin nicht und so wundert es nicht, dass der erste Familienminister 1953, CDU-Mann Wurmeling ein entschiedener Gegner der Frauenerwebstätigkeit war. Noch 1966 stellte die Enquete Kommission der Bundesregierung fest, dass Frauen körperlich und geistig von Natur aus auf Mutterschaft eingerichtet waren.
Abtreibungen blieben verboten, die Zahl der Schwarzabtreibungen lag dennoch bei rund 1 Million im Jahr. Hormonelle Verhütungsmittel gab es noch nicht.
Doch Anfang der 1960er wandelte sich das Blatt. Der Arbeitskräftemangel ließ den Ruf nach Frauen laut werden. Die Pille kam auf dem Markt und versprach eine Befreiung der Frau von der Angst vor einer Schwangerschaft. Die Studentenbewegung schwappte aus den USA nach Deutschland und mit ihr auch die ersten Gedanken zu einer grundsätzlichen Kritik an der Situation der Frau und einer Veränderung.
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