Panzer und Reden gegen Korruption
Indien demonstriert zum 64. Tag der Republik Militärmacht. Präsident fordert »Bildungsrevolution«
Von Hilmar König, Neu-Delhi
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat Indien am Sonntag seinen 64. Tag der Republik gefeiert. Allein in der Hauptstadt Neu-Delhi, wo die Festparade mit einer Schau militärischer Stärke abgehalten wurde, waren mehr als 25000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Staatspräsident Pranab Mukherjee hatte sich am Vorabend in einer Botschaft an die Nation gewandt und »sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt nicht im Schneckentempo, sondern mit der Geschwindigkeit eines Pferderennens« gefordert.
Über den Rajpath, den »Königsweg« im Herzen Neu-Delhis, rollten am Sonntag Panzer und Ponton-Fahrzeuge, mobile Radaranlagen, gemeinsam von russischen und indischen Ingenieuren entwickelte Marschflugkörper des Typs »BrahMos«, Raketensysteme und anderes schweres Kriegsgerät sowie der besondere Stolz der indischen Luftwaffe, das im Land entwickelte leichte Kampfflugzeug »Tejas«. Wie zu jedem Tag der Republik demonstrierte Indien seine militärische Schlagkraft. Fallschirmjäger, Wüstengrenztruppen auf Kamelen, Gurkha- und Sikh- Einheiten sowie viele andere Elitetruppen marschierten in Neu-Delhi auf.
Für die regierende Vereinte Progressive Allianz war es wahrscheinlich der letzte Tag der Republik, denn im Frühjahr wählt das 1,2-Milliarden-Volk ein neues Parlament. Das bedeutet auch einen Wechsel der Regierung, zumal der 81 Jahre alte Premier Manmohan Singh bereits kategorisch eine erneute Kandidatur ausgeschlossen hat. Den jüngsten Meinungsumfragen zufolge stehen die Chancen für die Allianz zudem eher schlecht. Eine von der hindu-fundamentalistischen Indischen Volkspartei (BJP) geführte Koalition hat gute Chancen, die Regierung zu übernehmen. In seiner Ansprache unterstrich Präsident Mukherjee, wer auch immer die Wahl gewinne, müsse eine klare Verpflichtung zu Stabilität, Ehrlichkeit und Entwicklung eingehen. »Unsere Probleme werden nicht über Nacht verschwinden. Wir leben in einem turbulenten Teil der Welt, wo Instabilitätsfaktoren in jüngster Zeit zugenommen haben«, so Mukherjee. Spalter und Terroristen würden versuchen, die Harmonie der Bevölkerung zu untergraben und die Integrität des Staates zu schwächen. Deshalb sei höchste Wachsamkeit geboten.
Zu den erwähnten Problemen gehören eine weitverbreitete Korruption, die Verschwendung nationaler Ressourcen, eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den vergangenen zwei Jahren, Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit. »Gebt den jungen Leuten Jobs und sie werden Städte und Dörfer auf das Niveau des 21. Jahrhunderts bringen«, verlangte das Staatsoberhaupt. Die Qualität der Bildung, die in Indien kein Privileg mehr sei, sondern ein universelles Recht, müsse verbessert werden, verlangte Mukherjee eine »Bildungsrevolution«.
Die gegenwärtige Regierung stellte im nichtmilitärischen Teil des Umzugs auf Festwagen einige ihrer Errungenschaften vor: einen Aufwärtstrend in der Agrarwirtschaft, die Rettung der staatlichen Eisenbahn, die Wahrung der kulturellen Vielfalt, die Verbesserung der touristischen Infrastruktur und Wirtschaftswachstumsraten von durchschnittlich sieben Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Auf der Habenseite der Bilanz finden sich zudem das ländliche Beschäftigungsprogramm, das Millionen Menschen ein Einkommen sichert, und Gesetze, die zum Beispiel das Recht auf Information, Bildung, Nahrung und Schutz von Frauen vor Gewalt gewähren, sowie Land- und Forstrechte.
Negativ schlugen sich in diesem Zeitraum unter anderem hohe Inflationsraten von teils über zwölf Prozent nieder. Im Automobilbau, in der Informationstechnologie, der Textilindustrie und im Export wurden 500000 Arbeitsplätze vernichtet. Rund 15000 verschuldete Bauern begehen jährlich Selbstmord. Dazu kommt eine Fülle von Bestechungsskandalen bei der Vergabe von Lizenzen für den Kohleabbau, in der Telekommunikation, im Sport, im Militär und im Grundstückswesen. Präsident Mukherjee nannte die Korruption, »einen Krebs, der die Demokratie zerfrißt und die Fundamente des Staates unterminiert«
jw
Indien demonstriert zum 64. Tag der Republik Militärmacht. Präsident fordert »Bildungsrevolution«
Von Hilmar König, Neu-Delhi
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat Indien am Sonntag seinen 64. Tag der Republik gefeiert. Allein in der Hauptstadt Neu-Delhi, wo die Festparade mit einer Schau militärischer Stärke abgehalten wurde, waren mehr als 25000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Staatspräsident Pranab Mukherjee hatte sich am Vorabend in einer Botschaft an die Nation gewandt und »sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt nicht im Schneckentempo, sondern mit der Geschwindigkeit eines Pferderennens« gefordert.
Über den Rajpath, den »Königsweg« im Herzen Neu-Delhis, rollten am Sonntag Panzer und Ponton-Fahrzeuge, mobile Radaranlagen, gemeinsam von russischen und indischen Ingenieuren entwickelte Marschflugkörper des Typs »BrahMos«, Raketensysteme und anderes schweres Kriegsgerät sowie der besondere Stolz der indischen Luftwaffe, das im Land entwickelte leichte Kampfflugzeug »Tejas«. Wie zu jedem Tag der Republik demonstrierte Indien seine militärische Schlagkraft. Fallschirmjäger, Wüstengrenztruppen auf Kamelen, Gurkha- und Sikh- Einheiten sowie viele andere Elitetruppen marschierten in Neu-Delhi auf.
Für die regierende Vereinte Progressive Allianz war es wahrscheinlich der letzte Tag der Republik, denn im Frühjahr wählt das 1,2-Milliarden-Volk ein neues Parlament. Das bedeutet auch einen Wechsel der Regierung, zumal der 81 Jahre alte Premier Manmohan Singh bereits kategorisch eine erneute Kandidatur ausgeschlossen hat. Den jüngsten Meinungsumfragen zufolge stehen die Chancen für die Allianz zudem eher schlecht. Eine von der hindu-fundamentalistischen Indischen Volkspartei (BJP) geführte Koalition hat gute Chancen, die Regierung zu übernehmen. In seiner Ansprache unterstrich Präsident Mukherjee, wer auch immer die Wahl gewinne, müsse eine klare Verpflichtung zu Stabilität, Ehrlichkeit und Entwicklung eingehen. »Unsere Probleme werden nicht über Nacht verschwinden. Wir leben in einem turbulenten Teil der Welt, wo Instabilitätsfaktoren in jüngster Zeit zugenommen haben«, so Mukherjee. Spalter und Terroristen würden versuchen, die Harmonie der Bevölkerung zu untergraben und die Integrität des Staates zu schwächen. Deshalb sei höchste Wachsamkeit geboten.
Zu den erwähnten Problemen gehören eine weitverbreitete Korruption, die Verschwendung nationaler Ressourcen, eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den vergangenen zwei Jahren, Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit. »Gebt den jungen Leuten Jobs und sie werden Städte und Dörfer auf das Niveau des 21. Jahrhunderts bringen«, verlangte das Staatsoberhaupt. Die Qualität der Bildung, die in Indien kein Privileg mehr sei, sondern ein universelles Recht, müsse verbessert werden, verlangte Mukherjee eine »Bildungsrevolution«.
Die gegenwärtige Regierung stellte im nichtmilitärischen Teil des Umzugs auf Festwagen einige ihrer Errungenschaften vor: einen Aufwärtstrend in der Agrarwirtschaft, die Rettung der staatlichen Eisenbahn, die Wahrung der kulturellen Vielfalt, die Verbesserung der touristischen Infrastruktur und Wirtschaftswachstumsraten von durchschnittlich sieben Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Auf der Habenseite der Bilanz finden sich zudem das ländliche Beschäftigungsprogramm, das Millionen Menschen ein Einkommen sichert, und Gesetze, die zum Beispiel das Recht auf Information, Bildung, Nahrung und Schutz von Frauen vor Gewalt gewähren, sowie Land- und Forstrechte.
Negativ schlugen sich in diesem Zeitraum unter anderem hohe Inflationsraten von teils über zwölf Prozent nieder. Im Automobilbau, in der Informationstechnologie, der Textilindustrie und im Export wurden 500000 Arbeitsplätze vernichtet. Rund 15000 verschuldete Bauern begehen jährlich Selbstmord. Dazu kommt eine Fülle von Bestechungsskandalen bei der Vergabe von Lizenzen für den Kohleabbau, in der Telekommunikation, im Sport, im Militär und im Grundstückswesen. Präsident Mukherjee nannte die Korruption, »einen Krebs, der die Demokratie zerfrißt und die Fundamente des Staates unterminiert«
jw