Chinas Korrupten gehen die Geldverstecke aus
Die umfangreiche Antikorruptionskampagne Pekings macht den Funktionären zu schaffen
Im Verhör wirkte Ma Junfei auf sonderbare Weise erleichtert. Der 48-jährige ehemalige Bereichs-Bahnchef für die Provinzhauptstadt Hohot wurde Ende Dezember wegen Korruption zur Todesstrafe mit Bewährungsaufschub und damit zu lebenslanger Haft verurteilt. Zuvor aber hatte er mit einem Anflug von Galgenhumor gesagt: "Wenigstens bin ich eine große Sorge los. Ich wusste schon nicht mehr, wo ich das Geld verstecken soll."
130 Millionen Schmiergelder
Ganz China schmunzelt seither über diese Antwort. In nur 22 Monaten seiner Amtszeit hatte Ma rund 130 Millionen Yuan (17 Millionen Euro) an Schmiergeldern einkassiert. Als Verantwortlicher für Kohletransporte entschied er, wer zuerst den teuren Brennstoff geliefert bekam, der in der Inneren Mongolei abgebaut wird, schrieb die Kantoner Zeitung Guangzhou Ribao.
Die Energiefirma Yihe etwa soll ihm 14-mal insgesamt 8,8 Millionen Yuan in bar zugesteckt haben. Die Polizei fand jedenfalls in seinen beiden Wohnungen in Peking und Baotou 80 Millionen Yuan in Bargeld, dazu 4,19 Millionen US-Dollar, 300.000 Euro, 20.000 Pfund, 270.000 Hongkong-Dollar und 43 Kilo Gold. Ma vollbrachte eine logistische Großleistung, allein um das Geld zu horten. In China hat die höchste Banknote nur einen Nennwert von 100 Yuan (12 Euro). Eine Million ergibt einen Meter Papiergeld. Ma besaß 70 Millionen Yuan in bar. Am Ende versteckte er das Schwarzgeld nicht mehr, sondern stapelte es in einem leeren Zimmer.
Chinas Korrupte, von denen seit Beginn der neuen Sauberkeitskampagne des Parteichefs Xi Jinping 36.907 von Jänner bis November 2013 verurteilt wurden, haben es nicht leicht, ihr unehrlich erworbenes Geld zu verstecken. Safes oder Konten sind den meisten zu gefährlich. Auf Auslandsüberweisungen verstehen sich die Wenigsten.
Die Verstecke und ihre Tricks sind den Fahndern meist bekannt, recherchierte das Pekinger Wirtschaftsmagazin Caijing. In Nanking kaufte sich ein Beamter für sein Schmiergeld einen Goldbarren, schweißte ihn in einer ausgehöhlten großen Schinkenwurst ein und lagerte sie in seinem Tiefkühlfach. Vergebens. In Tianjin fror ein Vizebezirkschef Bargeld und Goldschmuck in Fischen ein, oder verbarg es in der Abdeckung seines Schornsteins. Umsonst. Als besonders eklig, jedoch auch nicht sicher, erwiesen sich die Gruben von Latrinen-Hockklos.
Geld im Kocher
Originell war dagegen Li Guowei, Straßenamt-Meister in Ganzhou in Südostchinas Jiangxi. Er baute sich 2005 eine große Propangas-Flasche so um, dass er sowohl sein Geld im doppelten Innenbauch verstecken als auch weiterhin mit ihr kochen konnte. Er wäre nicht aufgeflogen, wenn ihn nicht ein Verwandter verraten hätte.
Pech hatte in Südwestchinas Chongqing der Kreis-Verkehrschef Yan Dabing, der 9,3 Millionen Yuan in acht Kisten in der unbenutzten Toilette einer von ihm gekauften, leerstehenden Wohnung lagerte. Nach einem Wasserrohrbruch verschaffte sich sein unter ihm wohnender Nachbar mithilfe des Hausmeisters Zutritt zur leeren Wohnung. Die Kisten waren in der überfluteten Toilette aufgeschwemmt. Als der Hausmeister nachschaute, entdeckte er das Geld. Die Polizei nahm sich Yan vor. Sie konnte ihm am Ende 22 Millionen Yuan Korruptionsgeld zur Last legen. Er erhielt 2010 die Todesstrafe, meldete das Chongqing-Handelsblatt. (Johnny Erling aus Peking /DER STANDARD, 9.1.2014)
Die umfangreiche Antikorruptionskampagne Pekings macht den Funktionären zu schaffen
Im Verhör wirkte Ma Junfei auf sonderbare Weise erleichtert. Der 48-jährige ehemalige Bereichs-Bahnchef für die Provinzhauptstadt Hohot wurde Ende Dezember wegen Korruption zur Todesstrafe mit Bewährungsaufschub und damit zu lebenslanger Haft verurteilt. Zuvor aber hatte er mit einem Anflug von Galgenhumor gesagt: "Wenigstens bin ich eine große Sorge los. Ich wusste schon nicht mehr, wo ich das Geld verstecken soll."
130 Millionen Schmiergelder
Ganz China schmunzelt seither über diese Antwort. In nur 22 Monaten seiner Amtszeit hatte Ma rund 130 Millionen Yuan (17 Millionen Euro) an Schmiergeldern einkassiert. Als Verantwortlicher für Kohletransporte entschied er, wer zuerst den teuren Brennstoff geliefert bekam, der in der Inneren Mongolei abgebaut wird, schrieb die Kantoner Zeitung Guangzhou Ribao.
Die Energiefirma Yihe etwa soll ihm 14-mal insgesamt 8,8 Millionen Yuan in bar zugesteckt haben. Die Polizei fand jedenfalls in seinen beiden Wohnungen in Peking und Baotou 80 Millionen Yuan in Bargeld, dazu 4,19 Millionen US-Dollar, 300.000 Euro, 20.000 Pfund, 270.000 Hongkong-Dollar und 43 Kilo Gold. Ma vollbrachte eine logistische Großleistung, allein um das Geld zu horten. In China hat die höchste Banknote nur einen Nennwert von 100 Yuan (12 Euro). Eine Million ergibt einen Meter Papiergeld. Ma besaß 70 Millionen Yuan in bar. Am Ende versteckte er das Schwarzgeld nicht mehr, sondern stapelte es in einem leeren Zimmer.
Chinas Korrupte, von denen seit Beginn der neuen Sauberkeitskampagne des Parteichefs Xi Jinping 36.907 von Jänner bis November 2013 verurteilt wurden, haben es nicht leicht, ihr unehrlich erworbenes Geld zu verstecken. Safes oder Konten sind den meisten zu gefährlich. Auf Auslandsüberweisungen verstehen sich die Wenigsten.
Die Verstecke und ihre Tricks sind den Fahndern meist bekannt, recherchierte das Pekinger Wirtschaftsmagazin Caijing. In Nanking kaufte sich ein Beamter für sein Schmiergeld einen Goldbarren, schweißte ihn in einer ausgehöhlten großen Schinkenwurst ein und lagerte sie in seinem Tiefkühlfach. Vergebens. In Tianjin fror ein Vizebezirkschef Bargeld und Goldschmuck in Fischen ein, oder verbarg es in der Abdeckung seines Schornsteins. Umsonst. Als besonders eklig, jedoch auch nicht sicher, erwiesen sich die Gruben von Latrinen-Hockklos.
Geld im Kocher
Originell war dagegen Li Guowei, Straßenamt-Meister in Ganzhou in Südostchinas Jiangxi. Er baute sich 2005 eine große Propangas-Flasche so um, dass er sowohl sein Geld im doppelten Innenbauch verstecken als auch weiterhin mit ihr kochen konnte. Er wäre nicht aufgeflogen, wenn ihn nicht ein Verwandter verraten hätte.
Pech hatte in Südwestchinas Chongqing der Kreis-Verkehrschef Yan Dabing, der 9,3 Millionen Yuan in acht Kisten in der unbenutzten Toilette einer von ihm gekauften, leerstehenden Wohnung lagerte. Nach einem Wasserrohrbruch verschaffte sich sein unter ihm wohnender Nachbar mithilfe des Hausmeisters Zutritt zur leeren Wohnung. Die Kisten waren in der überfluteten Toilette aufgeschwemmt. Als der Hausmeister nachschaute, entdeckte er das Geld. Die Polizei nahm sich Yan vor. Sie konnte ihm am Ende 22 Millionen Yuan Korruptionsgeld zur Last legen. Er erhielt 2010 die Todesstrafe, meldete das Chongqing-Handelsblatt. (Johnny Erling aus Peking /DER STANDARD, 9.1.2014)