Hauptsache Abbruch
Hamburg: Esso-Häuser sollen abgerissen werden. Initiative äußert Zweifel an der Genehmigung
Von John Lütten
Die Esso-Häuser in Hamburg-St. Pauli sollen endgültig abgerissen werden. Anfang nächsten Monats werden die Arbeiten beginnen. Die »Initiative Esso-Häuser«, in der sich Anwohner, Gewerbetreibende und Aktivisten des Stadtteils zusammen geschlossen haben, hat am Donnerstag heftige Kritik an der Entscheidung des Bezirks geübt. Ob der Abbruch wirklich unausweichlich ist, sei bislang völlig ungeklärt. Die Initiative verlangt die Offenlegung der von der Stadt angestellten Untersuchungen und Antworten auf bislang ungeklärte Fragen.
Noch im Dezember war der gesamte Gebäudekomplex über Nacht evakuiert worden, als Anwohner wackelnde Wände festgestellt hatten. Anfang Januar wurden die Wohnungen endgültig geräumt (jW berichtete), die Anwohner vorübergehend bei Freunden oder in Hotels untergebracht. Die hanseatische Boulevardpresse und diverse Lokalpolitiker schrieben sich daraufhin heiß, erklärten den Gebäudekomplex für nicht mehr sanierbar und brachten einen Abriß ins Spiel, noch bevor irgend etwas dergleichen beschlossen worden war. Trotz aller Versäumnisse bei der Instandhaltung belege aber kein Gutachten, daß die Häuser wirklich nicht mehr zu sanieren seien, halten die Kritiker dagegen. Doch der von Andy Grote (SPD) geleitete Bezirk will nun Fakten schaffen: Das Bezirksamt wollte die Abrißgenehmigung bis zum 30. Januar prüfen, danach soll umgehend mit dem inneren Rückbau begonnen werden.
Die »Initiative Esso-Häuser« hat erhebliche Zweifel an der Legitimität dieser Genehmigung. Bis heute sei nicht klar, was die nächtlichen Erschütterungen, die den Anlaß zur Evakuierung gegeben hatten, verursacht habe. Denn auch in anderen Häusern der Nachbarschaft hatten Anwohner Schwankungen bemerkt. Ebenso seien die Ergebnisse einer anschließenden Begehung durch Baustatiker bislang nicht zugänglich gemacht worden.
Das Bezirksamt ließ in einem Schreiben an die Mieter verlautbaren, daß dem Hauseigentümer, der Bayerischen Hausbau GmbH & Ko. KG, die weitere Instandhaltung wirtschaftlich nicht zuzumuten sei. Eine Erlaubnis zum Abbruch kann nur erteilt werden, wenn die Kosten der Instandhaltung mehr als zwei Drittel der Kosten für einen Neubau betragen und die laufenden Instandhaltungskosten die laufenden Einnahmen übersteigen. Dies ist rechnerisch gesehen der Fall, das stellt auch die »Initiative Esso-Häuser« nicht in Abrede. »Aber die hohen Instandhaltungskosten kommen ja eben durch die Versäumnisse der Bayerischen Hausbau und des Voreigentümers zustande«, erklärte Christina Röthig von der Initiative gegenüber jW. Der vom Eigentümer selbst verursachte Sanierungsstau werde damit zum Argument, diesem abermals Recht zu geben.
Auch mit den Kneipen, Clubs und Geschäften, die zum Gebäudekomplex gehören, ist es nun vorbei. Viele mußten bereits Mitarbeiter entlassen. Sie müssen sich nun selbst um Lösungen bemühen und bekommen dabei nur teilweise Hilfe vom Investor. Auch der international bekannte Musik-Club »Molotow«, dem jüngst ein Preis der Hamburger »Club Awards« verliehen wurde, ist betroffen. »Uns wurde von der Bayerischen Hausbau Hilfe durch einen Makler zugesichert, bisher ist aber nichts passiert, und darauf verlassen wir uns auch lieber nicht«, erklärte Geschäftsführer Andi Schmidt am Donnerstag gegenüber dieser Zeitung. Auch von ihrer Zusage, Mieter und Gewerbetreibende zu den bisherigen Konditionen im geplanten Neubau unterzubringen, rücke die Hausbau mittlerweile ab. »Man ist eben das, was man tut. Und wer die ganze Zeit auf maximalen Profit hin plant, muß sich nicht wundern, wenn er in der Öffentlichkeit als rücksichtsloser Spekulant dargestellt wird«, kritisierte Schmidt.
In einer »Stadtteilversammlung« am 8. Februar, zu der auch die Initiative aufruft, wollen sich Aktive aus dem Stadtteil nun weiter beratschlagen und Protest organisieren.
jw
Hamburg: Esso-Häuser sollen abgerissen werden. Initiative äußert Zweifel an der Genehmigung
Von John Lütten
Die Esso-Häuser in Hamburg-St. Pauli sollen endgültig abgerissen werden. Anfang nächsten Monats werden die Arbeiten beginnen. Die »Initiative Esso-Häuser«, in der sich Anwohner, Gewerbetreibende und Aktivisten des Stadtteils zusammen geschlossen haben, hat am Donnerstag heftige Kritik an der Entscheidung des Bezirks geübt. Ob der Abbruch wirklich unausweichlich ist, sei bislang völlig ungeklärt. Die Initiative verlangt die Offenlegung der von der Stadt angestellten Untersuchungen und Antworten auf bislang ungeklärte Fragen.
Noch im Dezember war der gesamte Gebäudekomplex über Nacht evakuiert worden, als Anwohner wackelnde Wände festgestellt hatten. Anfang Januar wurden die Wohnungen endgültig geräumt (jW berichtete), die Anwohner vorübergehend bei Freunden oder in Hotels untergebracht. Die hanseatische Boulevardpresse und diverse Lokalpolitiker schrieben sich daraufhin heiß, erklärten den Gebäudekomplex für nicht mehr sanierbar und brachten einen Abriß ins Spiel, noch bevor irgend etwas dergleichen beschlossen worden war. Trotz aller Versäumnisse bei der Instandhaltung belege aber kein Gutachten, daß die Häuser wirklich nicht mehr zu sanieren seien, halten die Kritiker dagegen. Doch der von Andy Grote (SPD) geleitete Bezirk will nun Fakten schaffen: Das Bezirksamt wollte die Abrißgenehmigung bis zum 30. Januar prüfen, danach soll umgehend mit dem inneren Rückbau begonnen werden.
Die »Initiative Esso-Häuser« hat erhebliche Zweifel an der Legitimität dieser Genehmigung. Bis heute sei nicht klar, was die nächtlichen Erschütterungen, die den Anlaß zur Evakuierung gegeben hatten, verursacht habe. Denn auch in anderen Häusern der Nachbarschaft hatten Anwohner Schwankungen bemerkt. Ebenso seien die Ergebnisse einer anschließenden Begehung durch Baustatiker bislang nicht zugänglich gemacht worden.
Das Bezirksamt ließ in einem Schreiben an die Mieter verlautbaren, daß dem Hauseigentümer, der Bayerischen Hausbau GmbH & Ko. KG, die weitere Instandhaltung wirtschaftlich nicht zuzumuten sei. Eine Erlaubnis zum Abbruch kann nur erteilt werden, wenn die Kosten der Instandhaltung mehr als zwei Drittel der Kosten für einen Neubau betragen und die laufenden Instandhaltungskosten die laufenden Einnahmen übersteigen. Dies ist rechnerisch gesehen der Fall, das stellt auch die »Initiative Esso-Häuser« nicht in Abrede. »Aber die hohen Instandhaltungskosten kommen ja eben durch die Versäumnisse der Bayerischen Hausbau und des Voreigentümers zustande«, erklärte Christina Röthig von der Initiative gegenüber jW. Der vom Eigentümer selbst verursachte Sanierungsstau werde damit zum Argument, diesem abermals Recht zu geben.
Auch mit den Kneipen, Clubs und Geschäften, die zum Gebäudekomplex gehören, ist es nun vorbei. Viele mußten bereits Mitarbeiter entlassen. Sie müssen sich nun selbst um Lösungen bemühen und bekommen dabei nur teilweise Hilfe vom Investor. Auch der international bekannte Musik-Club »Molotow«, dem jüngst ein Preis der Hamburger »Club Awards« verliehen wurde, ist betroffen. »Uns wurde von der Bayerischen Hausbau Hilfe durch einen Makler zugesichert, bisher ist aber nichts passiert, und darauf verlassen wir uns auch lieber nicht«, erklärte Geschäftsführer Andi Schmidt am Donnerstag gegenüber dieser Zeitung. Auch von ihrer Zusage, Mieter und Gewerbetreibende zu den bisherigen Konditionen im geplanten Neubau unterzubringen, rücke die Hausbau mittlerweile ab. »Man ist eben das, was man tut. Und wer die ganze Zeit auf maximalen Profit hin plant, muß sich nicht wundern, wenn er in der Öffentlichkeit als rücksichtsloser Spekulant dargestellt wird«, kritisierte Schmidt.
In einer »Stadtteilversammlung« am 8. Februar, zu der auch die Initiative aufruft, wollen sich Aktive aus dem Stadtteil nun weiter beratschlagen und Protest organisieren.
jw