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GEGEN KRIEG , RASSISMUS , UNTERDRÜCKUNG & AUSBEUTUNG // FÜR FRIEDEN & GERECHTIGKEIT !

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Zitat 2

Mahatma GandhiIch glaube an die Gewaltlosigkeit als einziges Heilmittel.

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    Nachdenken über Auschwitz

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    Nachdenken über Auschwitz Empty Nachdenken über Auschwitz

    Beitrag  Admin Di Jan 28, 2014 12:30 am

    Nachdenken über Auschwitz

    Versuch, das Irrationale zu begreifen oder Überlegungen zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers

    Wenn über die Völkermordpolitik der deutschen Nazis*) von nachgeborenen deutschen Politikern die Rede ist, wird gern ausweichend zur Formel "im deutschen Namen" gegriffen, wenn es darum geht, Ross und Reiter beim Namen zu nennen, wer denn nun aus welchem Grund die Vernichtung des jüdischen Volkes plante und durchführte. "Im deutschen Namen" wurden zwar auch andere, nicht minder abscheuliche Verbrechen begangen, aber mit "Auschwitz" verbindet sich eine Tat, welche die nachfolgenden Generationen zur Erinnerung und Aufklärung zwingt. Je größer das Verbrechen ist, desto unerklärlicher erscheint es oder soll es erscheinen.

    Die Motivsuche gehört zur Aufklärung eines Mordes wie der Kommissar zur Fernsehserie. Ist der einfache Mord schon Gegenstand unablässiger Krimis in der Literatur oder in verfilmter Form und die Suche nach dem Täter und seine Überführung der wesentliche Inhalt, so soll dies für den millionenfachen Mord nur bedingt gelten. "Auschwitz" wird zum Wirken des "Bösen" in der Welt schlechthin, dessen Opfer man betrauern und gedenken soll, dessen Täter und ihre Motive aber merkwürdig unbestimmt bleiben. Daran ändern auch noch so viele Veröffentlichungen zum Thema nichts, die hintereinander gereiht Kilometer Buchrücken ergäben. Die Irrationalität menschlichen Handelns scheint in "Auschwitz" zu ihrem beweinenswerten Höhepunkt gekommen zu sein.

    Was sollte auch rational daran sein, Millionen Greise, Frauen und Kinder zu verschleppen, den Arbeitsfähigen eine Gnadenfrist der Sklavenarbeit zu geben und alle anderen sofort in einem perfekt organisierten, dem Industriesystem ähnlichen Verfahren qualvoll zu vergasen, und die Habseligkeiten der Ermordeten inklusive ihrer Körper zu verwerten? Doch die Grenze zwischen rationalem und irrationalem ist bekanntlich schon beim alltäglichen individuellen Einzelmord fließend, das zeigen uns zumindest alle besseren Krimis. Die Völkermordpraxis der Nazis rein unter betriebswirtschaftlichem Kalkül und damit unter der herrschenden Sichtweise rationellen Handelns in unserem kapitalistischen System zu betrachten, macht trotz des industriellen Charakters des Massenmordes offenbar keinen Sinn. Robert Kurz**), der in seinem Werk über den "Abgesang auf die Marktwirtschaft" eine kluge und detaillierte Herleitung der bürgerlichen Irrationalität leistet, die zu Auschwitz (zwangsläufig) führen musste, spricht in Zusammenhang mit Auschwitz von einer "negativen Fabrik", in der die Verwertung des Werts zur Vernichtung des Lebens wird, da dieser für den bösen Geist - sprich den Juden - des Kapitalismus steht.

    Doch die intellektuelle Herleitung ideologischer Denkformen reicht nicht aus, um die Täter und ihre vordergründigen Motive kriminalistisch zu erfassen. Die Morde in Auschwitz und anderswo geschahen eben nicht abstrakt in irgendwelchem Namen, sondern wurden konkret ausgeführt von Individuen, von Menschen mit Adresse und Identität. Tun sich mehrere zusammen, um gemeinsam ein Verbrechen zu begehen, spricht man von einer kriminellen Bande oder von organisiertem Verbrechen. An Auschwitz und dem System der Massenvernichtung waren aber Hunderttausende wissend mittel- oder unmittelbar beteiligt. Diese Dimension der Täterschaft ist eines der ungelösten Probleme beim Versuch, Auschwitz zu begreifen..

    Die Juden waren keine aktive Kriegspartei an der Front und somit scheiden Motive, begründet in der Kriegsführung, aus. Ihre Vernichtung erforderte umgekehrt enorme personelle wie ökonomische Mittel, die der aktiven Kriegsführung fehlten. Der Massenmord war zwar durch den Krieg erst möglich gemacht worden, aber durch diesen nicht einsichtig begründet. Die Motive der faschistischen Staatsführung und hunderttausender Mordhelfer müssen anderswo gesucht werden.

    Ein wesentlicher Unterschied zum gewöhnlichen Mord ist die Tatsache, dass der millionenfache Mord staatlich und nicht individuell-privat geplant und begangen wurde, die Täter also sich staatlich legitimiert fühlen konnten. Warum folgten aber Hunderttausende dem als "Endlösung" getarnten Mordauftrag?
    Es muss eine Interessenidentität zwischen faschistischem Staat und faschistischen Einzeltätern vorliegen, eine Interessenidentität, die bereits bei der Durchführung der Raub- und Eroberungsfeldzüge der Wehrmacht vorlag. Wie man dem einzelnen Soldaten an der Ostfront nach dem Sieg ein Rittergut versprach, so versprach man den „Herrenmenschen“, und als solche sahen sich die Täter in Auschwitz, unbegrenzte Macht. Diese durften sie schon am lebenden Objekt in den Gaskammern exekutieren.

    Der nationalsozialistische deutsche Staat war nicht das Konstrukt einer kleinen kriminellen Bande des organisierten Verbrechens, sondern wurde aktiv getragen von Millionen kleiner und großer Täter, vom Blockwart über die BDM-Führerin, dem "Goldfasan" bis hin zum gewöhnlichen SS-Mann, der seine Lehrzeit im KZ absolvierte. Alle einte das Versprechen, sich eine Welt zu erobern. Wer dem im Weg stand, war des Lebens nicht wert. Dies galt für Volksgenossen, die der eigenen Ideologie nicht folgten, ebenso wie für Kranke und Behinderte, die nur als Last auf dem Weg zu Wohlstand und Macht begriffen wurden. Dies galt umso mehr für als "schädlich" erachtete Völker und Rassen, die man teilweise (um Arbeitskräfte ausbeuten zu können) oder ganz vernichten wollte. Unter letztere fielen die Juden. Sie waren seit Jahrhunderten der "Antichrist" und moderner seit Jahrzehnten der "Untermensch", der Deutschland vernichten wollte. Dieser Untermensch hatte viele Gestalten, er war zugleich der jüdische reiche Bankier wie der arme Hausierer, der bolschewistische Kommissar wie der kosmopolitische Intellektuelle.

    Die Menschheitsgeschichte ist voller unbeschreiblicher Verbrechen, von Dschingis Khan bis zu Hitler spannt sich ein weiter Bogen, zu dem die moderne Sklaverei ebenso gehört wie die Ausrottung von Naturvölkern, der Genozid an den Armeniern ebenso wie der Massenmord im GULag. Viel intellektuelle Kraft wurde darauf verwendet, die Einzigartigkeit der Verbrechen der Nazis nachzuweisen. Für den Kommissar im Krimi ist jeder Mordfall zugleich besonders und dennoch gleich zu behandeln. Nicht jeder individuelle Mord hat seinen vordergründig rationellen Zweck, man denke nur an den Mord aus sexuellen Motiven. Doch gerade auch hier geht es um das Erleben von Macht. Je mörderischer der Vernichtungsplan an den Untermenschen, desto überlegener konnten sich die „Herrenmenschen“ fühlen.

    Der industrielle Charakter der faschistischen Mordmaschinerie relativiert sich durch nichts, durch keinen Bombenkrieg und durch keinen Atombombenabwurf. Der millionenfache Völkermord an den Juden, Polen, Sowjetbürgern, Sinti und Roma etc. durch unzählige Täter im Auftrag eines Staatswesens ist das Menetekel einer Zivilisation, aus der im kleinen wie im großen blutige (Ir-)Rationalität erwächst. Max Horkheimer sprach davon, dass wer über den Kapitalismus nicht reden will, zu Auschwitz schweigen sollte. Und zum Kapitalismus gehört die darwinistische Rationalität, Leben nur unter Nützlichkeitserwägungen zu fassen. Wer diese nicht erfüllt, wie "der" Jude, gehört ausgemerzt, um die eigene Macht und den eigenen Reichtum zu stärken. Die Dimension des Massenmordes von Auschwitz darf den Blick nicht auf die Täter und ihre Machtfantasien verstellen!

    Karl Wild 2005; Korrektur gelesen Januar 2014

    Nachtrag Januar 2014:

    Je mehr man sich mit Geschichte befasst, desto mehr relativiert sich auf eigenartige Weise die Einzigartigkeit des KZ-Systems. Vernichtungslager in riesiger Dimension begleitet die Menschheitsgeschichte vom alten Rom bis hin zur Ausrottung der Ureinwohner Amerikas. Um nur dies als Beispiel zu nennen. Ursprünglich, siehe erzwungene Auswanderung der Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung vor 1938 in Deutschland (nach Polen, in die Anrainerstaaten oder nach Übersee) war der Genozid nicht zwangsläufig oder ohne Alternative. Auch heute noch wird im großen Maßstab gemordet oder das Massensterben „billigend“ in Kauf genommen.

    Und: Erinnert sei heute auch an den 70. Jahrestag der Befreiung von Leningrad (Sankt Petersburg). Die sog. Blockade durch hochgerüstete faschistische Truppen***) verschlang über eine Million Zivilisten und hundertausende Verteidiger. Ein Verbrechen m.E. auf einer Stufe mit den Vernichtungslagern in Polen.

    *) Der Begriff „Nationalsozialismus“ wird als besondere Ausprägung des europäischen Faschismus verwendet.

    **) siehe hierzu de.wikipedia.org/wiki/Robert_Kurz‎

    ***) Beteiligt waren u.a. Einheiten aus Finnland und Spanien („Blaue Division“)

    Anmerkung: Zu dem Geschehen vor 70 Jahren siehe auch de.wikipedia.org/wiki
    scharf-links.de

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