Flughafen BER: Fortgesetztes Chaos
Kosten steigen offenbar erneut. Gesamtprojektleiter verwickelt sich vor Untersuchungsausschuß in Widersprüche
Von Clemens Berg
Der Gesamtprojektleiter für den Bau des Flughafens BER, Joachim Korkhaus, ist am Freitag zum zweiten Mal im Untersuchungsausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses als Zeuge befragt worden. Korkhaus war seit 2010 für das Projekt verantwortlich, bis er im Sommer 2012 vom damals neu in die Flughafengesellschaft geholten und inzwischen wieder geschaßten Manager Horst Amann seines Postens enthoben wurde. Anfang Dezember hatte sich Korkhaus bei seiner ersten Befragung durch den Ausschuß in Widersprüche verwickelt. So jedenfalls sah es der Sprecher der CDU-Fraktion, Stefan Evers. Durch die erneute Ladung sollte dem Zeugen die Möglichkeit gegeben werden, »manche seiner Aussagen noch einmal zu überdenken«, hieß es in einer Erklärung von Evers. Korkhaus schien dieser Aufforderung nachzukommen. Im Dezember hatte er noch behauptet, an der Erstellung der Controllingberichte für den Aufsichtsrat nicht beteiligt gewesen zu sein. Am Freitag gab er zu, daß die Berichte doch über seinen Tisch gegangen seien. Zudem sollte er erneut Auskunft geben, wie es zum Baupfusch am Flughafen und zu den mehrmaligen Verschiebungen der Inbetriebnahme kommen konnte. Welche Rolle Korkhaus als Gesamtprojektleiter dabei spielte, blieb allerdings auch bei seiner zweiten Vernehmung unklar. Erwiesen scheint bislang nur, daß die oberen Etagen der Flughafengesellschaft schon lange keinen Überblick mehr hatten. Laut Korkhaus existierte innerhalb der Flughafengesellschaft auch gar keine Stelle, die die Einhaltung von Verträgen und Leistungen übergeordnet kontrollierte. Vielmehr hätten sich die Planungsgesellschaft Flughafen Berlin Brandenburg International (pg bbi) und die für das Projektcontrolling zuständige WSB CBP Airport GmbH gegenseitig kontrolliert. Unklar blieb auch, warum bei schlechten Leistungen der Planer, die Korkhaus immer wieder erkannt haben will, die Flughafengesellschaft nicht eingeschritten war. Denn das Chaos auf der Baustelle dauert laut Korkhaus schon mehrere Jahre an. So hätten für die Entrauchungsanlage schon 2009 rund 3000 Pläne existieren sollen. Tatsächlich waren es 500. Dennoch habe man bis zum Jahr 2012 nicht gemerkt, daß die Kabeltrassen des Terminals fehlerhaft und offenbar freihändig ohne Pläne bestückt wurden. Nun müssen diese Trassen saniert, die Verkabelungen im gesamten Terminal neu verlegt werden. Mehrfach erklärte Korkhaus, daß ihm und damit allen Verantwortlichen erst im Mai 2012 klar geworden sei, daß der Eröffnungstermin im Juni nicht eingehalten werden könne. Auch auf mehrfache Nachfrage, ob nicht bereits Monate zuvor Sachverständige entsprechende Warnungen an ihn herangetragen hätten, blieb er bei seinen Angaben. Der Ausschußvorsitzende Martin Delius (Piraten) widersprach: Aus ihm vorliegenden Dokumenten ergebe sich ein anderes Bild. »Vor allem in der nicht öffentlichen Befragung verwickelte sich der Zeuge in nicht hinnehmbare Widersprüche zur bisherigen Beweislage«, erklärte Delius nach der Sitzung. Der Umstand, daß bereits Ende 2011 mit der Umplanung der Brandschutzanlage begonnen wurde, deutet darauf hin, daß den Verantwortlichen schon früher als jetzt zugegeben klar gewesen sein müßte, daß die Eröffnung auf der Kippe steht.
Mit einer »halbautomatischen Lösung«, bei der Teile der Anlage im Ernstfall von Hand bedient werden sollten, wollte man doch noch an die nötigen Betriebsgenehmigungen kommen. Dieser Plan ging jedoch nicht auf. Delius forderte nach der Sitzung von der Flughafengesellschaft eine Bestätigung der Aussage von Korkhaus, daß es jahrelang keine übergeordnete Überwachung des Projekts gegeben habe.
Unterdessen wird erneut über Kostensteigerungen beim Flughafenbau spekuliert. So berichtete der Berliner Sender RBB von einem internen Controllingbericht, wonach die Flughafengesellschaft mit einer Steigerung der Baukosten von 4,3 Milliarden Euro auf nun 4,74 Milliarden Euro rechnet. Dieter Dombrowski, CDU-Fraktionschef im Brandenburgischen Landtag, sprach aber am Wochenende gar von einer Gesamtsumme von sieben Milliarden Euro. Die für den 3. Juni 2012 geplante Eröffnung des Flughafens war wenige Wochen davor abgesagt worden. Als einer der Hauptgründe waren Probleme mit der Brandschutzanlage angegeben worden.
jw
Kosten steigen offenbar erneut. Gesamtprojektleiter verwickelt sich vor Untersuchungsausschuß in Widersprüche
Von Clemens Berg
Der Gesamtprojektleiter für den Bau des Flughafens BER, Joachim Korkhaus, ist am Freitag zum zweiten Mal im Untersuchungsausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses als Zeuge befragt worden. Korkhaus war seit 2010 für das Projekt verantwortlich, bis er im Sommer 2012 vom damals neu in die Flughafengesellschaft geholten und inzwischen wieder geschaßten Manager Horst Amann seines Postens enthoben wurde. Anfang Dezember hatte sich Korkhaus bei seiner ersten Befragung durch den Ausschuß in Widersprüche verwickelt. So jedenfalls sah es der Sprecher der CDU-Fraktion, Stefan Evers. Durch die erneute Ladung sollte dem Zeugen die Möglichkeit gegeben werden, »manche seiner Aussagen noch einmal zu überdenken«, hieß es in einer Erklärung von Evers. Korkhaus schien dieser Aufforderung nachzukommen. Im Dezember hatte er noch behauptet, an der Erstellung der Controllingberichte für den Aufsichtsrat nicht beteiligt gewesen zu sein. Am Freitag gab er zu, daß die Berichte doch über seinen Tisch gegangen seien. Zudem sollte er erneut Auskunft geben, wie es zum Baupfusch am Flughafen und zu den mehrmaligen Verschiebungen der Inbetriebnahme kommen konnte. Welche Rolle Korkhaus als Gesamtprojektleiter dabei spielte, blieb allerdings auch bei seiner zweiten Vernehmung unklar. Erwiesen scheint bislang nur, daß die oberen Etagen der Flughafengesellschaft schon lange keinen Überblick mehr hatten. Laut Korkhaus existierte innerhalb der Flughafengesellschaft auch gar keine Stelle, die die Einhaltung von Verträgen und Leistungen übergeordnet kontrollierte. Vielmehr hätten sich die Planungsgesellschaft Flughafen Berlin Brandenburg International (pg bbi) und die für das Projektcontrolling zuständige WSB CBP Airport GmbH gegenseitig kontrolliert. Unklar blieb auch, warum bei schlechten Leistungen der Planer, die Korkhaus immer wieder erkannt haben will, die Flughafengesellschaft nicht eingeschritten war. Denn das Chaos auf der Baustelle dauert laut Korkhaus schon mehrere Jahre an. So hätten für die Entrauchungsanlage schon 2009 rund 3000 Pläne existieren sollen. Tatsächlich waren es 500. Dennoch habe man bis zum Jahr 2012 nicht gemerkt, daß die Kabeltrassen des Terminals fehlerhaft und offenbar freihändig ohne Pläne bestückt wurden. Nun müssen diese Trassen saniert, die Verkabelungen im gesamten Terminal neu verlegt werden. Mehrfach erklärte Korkhaus, daß ihm und damit allen Verantwortlichen erst im Mai 2012 klar geworden sei, daß der Eröffnungstermin im Juni nicht eingehalten werden könne. Auch auf mehrfache Nachfrage, ob nicht bereits Monate zuvor Sachverständige entsprechende Warnungen an ihn herangetragen hätten, blieb er bei seinen Angaben. Der Ausschußvorsitzende Martin Delius (Piraten) widersprach: Aus ihm vorliegenden Dokumenten ergebe sich ein anderes Bild. »Vor allem in der nicht öffentlichen Befragung verwickelte sich der Zeuge in nicht hinnehmbare Widersprüche zur bisherigen Beweislage«, erklärte Delius nach der Sitzung. Der Umstand, daß bereits Ende 2011 mit der Umplanung der Brandschutzanlage begonnen wurde, deutet darauf hin, daß den Verantwortlichen schon früher als jetzt zugegeben klar gewesen sein müßte, daß die Eröffnung auf der Kippe steht.
Mit einer »halbautomatischen Lösung«, bei der Teile der Anlage im Ernstfall von Hand bedient werden sollten, wollte man doch noch an die nötigen Betriebsgenehmigungen kommen. Dieser Plan ging jedoch nicht auf. Delius forderte nach der Sitzung von der Flughafengesellschaft eine Bestätigung der Aussage von Korkhaus, daß es jahrelang keine übergeordnete Überwachung des Projekts gegeben habe.
Unterdessen wird erneut über Kostensteigerungen beim Flughafenbau spekuliert. So berichtete der Berliner Sender RBB von einem internen Controllingbericht, wonach die Flughafengesellschaft mit einer Steigerung der Baukosten von 4,3 Milliarden Euro auf nun 4,74 Milliarden Euro rechnet. Dieter Dombrowski, CDU-Fraktionschef im Brandenburgischen Landtag, sprach aber am Wochenende gar von einer Gesamtsumme von sieben Milliarden Euro. Die für den 3. Juni 2012 geplante Eröffnung des Flughafens war wenige Wochen davor abgesagt worden. Als einer der Hauptgründe waren Probleme mit der Brandschutzanlage angegeben worden.
jw