Rechte Gewalt eskaliert
Sachsen-Anhalt: Prozeß gegen braune Schläger in Oschersleben, Angriffe gegen Flüchtlinge in Merseburg. Initiative ruft zu Protesten gegen rassistischen Aufmarsch auf
Von Susan Bonath
Erneut wird in Sachsen-Anhalt ein rassistischer Übergriff vor Gericht verhandelt. In Oschersleben sitzen seit Donnerstag zwei 31 und 32 Jahre alte Männer auf der Anklagebank. Sie sollen am 1. Mai 2012 im Bördedorf Langenweddingen einen aus Sierra Leone stammenden Festbesucher brutal verprügelt, bedroht und bestohlen haben. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg wirft den mutmaßlichen Tätern Raub, gefährliche Körperverletzung, versuchte Nötigung und Sachbeschädigung vor (jW berichtete).
Gegen den 32jährigen Angeklagten wird zudem wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz verhandelt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem rassistischen Tatmotiv aus. Der 31jährige ist bereits wegen des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen und versuchter gefährlicher Körperverletzung vorbestraft. Zum Tatzeitpunkt stand er unter Bewährung.
Die Täter attackierten damals ihr Opfer auf einer Tanzveranstaltung in dem 2000 Einwohner zählenden Dorf. Sie sollen dem Mann unter anderem gedroht haben, daß »etwas passiert«, wenn er nicht innerhalb von drei Tagen aus dem Ort verschwinde. Als er flüchtete, verfolgten sie ihn mit einem Kleintransporter und machten ihn auf einem Hof ausfindig. Dort schlugen und traten sie den 35jährigen zu Boden und entrissen ihm das Handy. Der Mann wurde schwer verletzt und mußte in ein Krankenhaus eingeliefert werden. »Noch heute leidet er an den psychischen Folgen des traumatischen Geschehens«, erläuterte eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung (MOB) Magdeburg am Donnerstag gegenüber jW. Bisher sind zwei weitere Termine anberaumt. Ob wie geplant Ende März ein Urteil gefällt wird, steht noch nicht fest.
Unterdessen eskalierte in Merseburg die rechte Gewalt. Ende voriger Woche wurde ein 23jähriger Somalier von mehreren Tätern angegriffen und schwer verletzt. Zudem hängten Unbekannte Plakate mit dem Foto des Faschisten Horst Wessel auf. Am Donnerstag abend durchsuchte die Polizei deshalb vier Wohnungen in der Stadt, wobei sie Beweismaterial sichergestellt hat. Am Montag attackierte ein Mann einen Algerier, brach ihm dabei die Nase und raubte ihn aus. Die Polizei hat einen 31jährigen Verdächtigen ermittelt. Und Mittwoch abend prügelte eine etwa 15köpfige Gruppe Rechter auf einen dunkelhäutigen Mann ein. Als Zeugen aus dem nahen Büro des Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel (Grüne) zu Hilfe eilten, gingen die Angreifer auch auf sie los. Einer habe ein Messer gezückt, ein weiterer den Hitlergruß gezeigt; es seien auch rassistische Parolen gefallen. Die Polizei nahm am Tatabend neun Verdächtige vorübergehend fest. Fast alle seien bereits wegen rechter Straftaten aufgefallen, konstatierte ein Behördensprecher. Die Polizei habe Ermittlungen eingeleitet, die Täter seien aber wieder auf freiem Fuß.
Striegel zeigte sich in einer Mitteilung vom Donnerstag schockiert über die Vorfälle. »Die Szene in Merseburg ist in der Vergangenheit deutlich militanter geworden«, resümierte er. Sachsen-Anhalts Verfassungsschutz sieht in der Region um Merseburg eine rechte Hochburg mit etwa 100 aktiven Neonazis. Rechte mobilisieren bereits für Samstag zu einem Aufmarsch in Merseburg unter dem Motto »Asylflut stoppen«. Die »Initiative alternatives Merseburg« ruft zu Protesten auf, beginnend um 11 Uhr am Bahnhofsvorplatz. Angesichts der brutalen Übergriffe müsse die Versammlungsbehörde ein Verbot des Aufmarsches prüfen, fordert die Initiative.
jungewelt.de
Sachsen-Anhalt: Prozeß gegen braune Schläger in Oschersleben, Angriffe gegen Flüchtlinge in Merseburg. Initiative ruft zu Protesten gegen rassistischen Aufmarsch auf
Von Susan Bonath
Erneut wird in Sachsen-Anhalt ein rassistischer Übergriff vor Gericht verhandelt. In Oschersleben sitzen seit Donnerstag zwei 31 und 32 Jahre alte Männer auf der Anklagebank. Sie sollen am 1. Mai 2012 im Bördedorf Langenweddingen einen aus Sierra Leone stammenden Festbesucher brutal verprügelt, bedroht und bestohlen haben. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg wirft den mutmaßlichen Tätern Raub, gefährliche Körperverletzung, versuchte Nötigung und Sachbeschädigung vor (jW berichtete).
Gegen den 32jährigen Angeklagten wird zudem wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz verhandelt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem rassistischen Tatmotiv aus. Der 31jährige ist bereits wegen des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen und versuchter gefährlicher Körperverletzung vorbestraft. Zum Tatzeitpunkt stand er unter Bewährung.
Die Täter attackierten damals ihr Opfer auf einer Tanzveranstaltung in dem 2000 Einwohner zählenden Dorf. Sie sollen dem Mann unter anderem gedroht haben, daß »etwas passiert«, wenn er nicht innerhalb von drei Tagen aus dem Ort verschwinde. Als er flüchtete, verfolgten sie ihn mit einem Kleintransporter und machten ihn auf einem Hof ausfindig. Dort schlugen und traten sie den 35jährigen zu Boden und entrissen ihm das Handy. Der Mann wurde schwer verletzt und mußte in ein Krankenhaus eingeliefert werden. »Noch heute leidet er an den psychischen Folgen des traumatischen Geschehens«, erläuterte eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung (MOB) Magdeburg am Donnerstag gegenüber jW. Bisher sind zwei weitere Termine anberaumt. Ob wie geplant Ende März ein Urteil gefällt wird, steht noch nicht fest.
Unterdessen eskalierte in Merseburg die rechte Gewalt. Ende voriger Woche wurde ein 23jähriger Somalier von mehreren Tätern angegriffen und schwer verletzt. Zudem hängten Unbekannte Plakate mit dem Foto des Faschisten Horst Wessel auf. Am Donnerstag abend durchsuchte die Polizei deshalb vier Wohnungen in der Stadt, wobei sie Beweismaterial sichergestellt hat. Am Montag attackierte ein Mann einen Algerier, brach ihm dabei die Nase und raubte ihn aus. Die Polizei hat einen 31jährigen Verdächtigen ermittelt. Und Mittwoch abend prügelte eine etwa 15köpfige Gruppe Rechter auf einen dunkelhäutigen Mann ein. Als Zeugen aus dem nahen Büro des Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel (Grüne) zu Hilfe eilten, gingen die Angreifer auch auf sie los. Einer habe ein Messer gezückt, ein weiterer den Hitlergruß gezeigt; es seien auch rassistische Parolen gefallen. Die Polizei nahm am Tatabend neun Verdächtige vorübergehend fest. Fast alle seien bereits wegen rechter Straftaten aufgefallen, konstatierte ein Behördensprecher. Die Polizei habe Ermittlungen eingeleitet, die Täter seien aber wieder auf freiem Fuß.
Striegel zeigte sich in einer Mitteilung vom Donnerstag schockiert über die Vorfälle. »Die Szene in Merseburg ist in der Vergangenheit deutlich militanter geworden«, resümierte er. Sachsen-Anhalts Verfassungsschutz sieht in der Region um Merseburg eine rechte Hochburg mit etwa 100 aktiven Neonazis. Rechte mobilisieren bereits für Samstag zu einem Aufmarsch in Merseburg unter dem Motto »Asylflut stoppen«. Die »Initiative alternatives Merseburg« ruft zu Protesten auf, beginnend um 11 Uhr am Bahnhofsvorplatz. Angesichts der brutalen Übergriffe müsse die Versammlungsbehörde ein Verbot des Aufmarsches prüfen, fordert die Initiative.
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