www.weareallhuman.de.vu//www.nasiraportal.de.vu

Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
www.weareallhuman.de.vu//www.nasiraportal.de.vu

GEGEN KRIEG , RASSISMUS , UNTERDRÜCKUNG & AUSBEUTUNG // FÜR FRIEDEN & GERECHTIGKEIT !

Mai 2024

MoDiMiDoFrSaSo
  12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Kalender Kalender

Box Pics

»Was ist mit dem Freiheitsversprechen?« Inter-13
----------------
----------------

Neueste Themen

» Spanien stoppt Flüchtlingsboot
von Admin So März 16, 2014 7:51 am

» Dorfbewohner in Nigeria massakriert
von Admin So März 16, 2014 7:49 am

» Tappen im dunkeln
von Admin So März 16, 2014 7:47 am

» Kehrtwendung
von Admin So März 16, 2014 7:44 am

» Freiburg: Demo für Bleiberecht
von Admin So März 16, 2014 7:40 am

» Elend ohne Ende
von Admin So März 16, 2014 7:37 am

» Paßwort ändern
von Admin So März 16, 2014 7:34 am

» Lautstark gegen rechts
von Admin So März 16, 2014 7:32 am

» Neuer Angriff auf Asylrecht
von Admin So März 16, 2014 7:30 am

» Autonomie droh(n)t
von Admin So März 16, 2014 7:28 am

Zitat 2

Mahatma GandhiIch glaube an die Gewaltlosigkeit als einziges Heilmittel.

---------------- »Was ist mit dem Freiheitsversprechen?« Kapita10

»Was ist mit dem Freiheitsversprechen?« Keine_10

Galerie


»Was ist mit dem Freiheitsversprechen?« Empty

    »Was ist mit dem Freiheitsversprechen?«

    Admin
    Admin
    Admin


    Anzahl der Beiträge : 1087
    Punkte : 3244
    Bewertung : 0
    Anmeldedatum : 07.01.14
    Alter : 57

    »Was ist mit dem Freiheitsversprechen?« Empty »Was ist mit dem Freiheitsversprechen?«

    Beitrag  Admin Fr Feb 28, 2014 7:05 am

    »Was ist mit dem Freiheitsversprechen?«
    20 Jahre nach dem Ende der Apartheid kämpft Südafrika noch immer mit seinem schweren Erbe, Korruption und gebrochenen Versprechen. Die Ungeduld der Armen wächst. Die Elite macht Nelson Mandela zum Heiligen und bringt selbst keine Opfer. Ein Gespräch mit D
    Interview: Christian Selz


    Denis Goldberg wurde 1933 in Kapstadt geboren. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Südafrikas (SACP) schloß er sich dem Anti-Apartheid-Kampf an und war maßgeblich am Aufbau des bewaffneten Arms des African National Congress (ANC), Umkhonto we Sizwe, beteiligt. 1964 wurde er in Pretoria gemeinsam mit Nelson Mandela und sechs weiteren Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung 1985 ging Goldberg ins Exil nach London, kehrte 2002 nach Südafrika zurück und arbeitete bis 2004 als Berater des Ministers für Wasser und Forstwirtschaft, Ronnie Kasrils in der Regierung von Präsident Thabo Mbeki.

    Nelson Mandela, an dessen Seite Sie gegen die Apartheid gekämpft haben, wurde in den vergangenen Jahren oft als moralische Institution dargestellt, die Südafrika zusammenhält. Wie haben die Menschen in Südafrika auf seinen Tod reagiert?

    Ich glaube, daß die Art und Weise, wie mit seinem Tod umgegangen wurde – nicht nur in Südafrika, sondern weltweit – die Großartigkeit Nelson Mandelas beschädigt hat. Er wurde als simpler Heiliger dargestellt, der große Versöhner. Aber der Fakt, daß er ein Führer unter Führern einer sehr mächtigen Befreiungsbewegung war, die ihn geprägt und die er im Gegenzug geprägt hat, wurde weggelassen. Die Größe Nelson Mandelas und seiner Mitanführer bestand nicht nur darin, daß wir das Ende der Apartheid erreicht haben, einer formalpolitischen, rassistischen Herrschaft, sondern in der Art und Weise, wie das geschafft wurde: durch das Mobilisieren von Hunderttausenden Menschen in Südafrika und Hunderttausenden Menschen weltweit, um deren Regierungen dazu zu bringen, unseren Kampf für Gerechtigkeit zu unterstützen.

    Unser Kampf ist nicht vorbei. Mandelas Tod wurde so behandelt, als ob alles erreicht sei. Aber alles, was wir erreicht haben, ist der erste Schritt zum formellen Ende der Apartheid. Wir müssen unsere Freiheit aufbauen. Als Mandela nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden war, hat jemand zu ihm gesagt, »Gut, jetzt sind Sie frei«, und er hat geantwortet: »Nein, wir haben jetzt die Freiheit, frei zu werden.« Wir reden von den richtigen Worten, aber ich will die Taten sehen – von unserer Regierung, von den Führern der Zivilgesellschaft, von Leuten, die Mandela lobpreisen, aber selbst nichts opfern. Die großen Konzerne sagen, man kann die Arbeitsverhältnisse nicht ändern, und deshalb müssen wir weiter Armut und unterbezahlte Arbeiter haben. Ich finde das abscheulich. Das ist, als wenn man sagt, Nelson Mandela hat uns dieses Geschenk gegeben, und wir müssen nichts mehr machen. Das ist das Falsche an der Art, wie sein Tod zelebriert wurde, weltweit.
    Mir schien es, als ob Nelson Mandela in den vergangenen Jahren beinahe zu Tode umarmt wurde von den Konzernen …

    Ja, natürlich!
    Ich war verwundert, daß die South African Communist Party (SACP) seine Mitgliedschaft im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei erst nach seinem Tod öffentlich gemacht hat.

    Am Tag nach seinem Tod hat die Kommunistische Partei gesagt, daß Nelson Mandela nicht nur Mitglied der Partei, sondern des Zentralkomitees war. Ich persönlich bin mir da nicht sicher. Ich bin sicher, daß es keine Dokumente gibt, um es zu belegen. Ich weiß, daß er an Treffen mit Mitgliedern des Zentralkomitees teilgenommen hat, weil mir Genossen das gesagt haben, die dabeiwaren. Die Frage ist: Hat er als Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei teilgenommen oder als Repräsentant des African National Congress (ANC)? Die Zeit, über die wir reden, ist die der Vorbereitung zur Proklamation unseres bewaffneten Kampfes, als Kooperation unabdingbar war. Denn ich weiß, daß es in der Kommunistischen Partei bereits eine Entscheidung gab, mit dem Aufbau bewaffneter Einheiten zu beginnen. Als Kommunisten isoliert zu bleiben, wäre absurd gewesen. Deshalb gab es Diskussionen mit Mandela, der zu der Zeit der große Untergrundführer war – Oliver Tambo war außer Landes geschickt worden, als Vorsichtsmaßnahme für den Fall der Verhaftung aller anderen. Daß die kommen würde, das war klar. Also war Mandela da. War er als Kommunist da, als ANC-Vertreter oder als Führer des Umkhonto we Sizwe (bewaffneter Arm des ANC, gegründet 1961, jW)? Diese Dinge sind unklar.
    Hätte er es Ihnen nicht irgendwann erzählt?

    Im Gefängnis gab es so einen Moment. Die Beweislast gegen ihn – und uns alle – war erdrückend. In unserem Versteck auf der Liliesleaf-Farm, wo wir verhaftet wurden – Mandela war schon im Gefängnis – wurden seine Tagebücher gefunden. Er war ein gewissenhafter Student der Politik und der Militärwissenschaft. Er hat gelesen, analysiert, geschrieben. Er hat große Teile von Büchern abgeschrieben, die er unbedingt verstehen wollte. Liu Shaoqis »Wie man ein guter Kommunist wird« war ein Beispiel. Während seiner Rede im Rahmen des Verfahrens (Rivonia-Prozeß von Oktober 1963 bis Juni 1964, jW) hat Mandela gesagt, daß er politische Theorien sehr ernsthaft studiert hat und Marxismus und Kommunismus sehr attraktiv fand. Aber er wußte, daß er in einer geteilten Welt helfen mußte, die maximale Einheit aufzubauen, um die Apartheid zu überwinden. Und er hat entschieden, daß er keine spezifische Ideologie wählen werde. Er werde ein afrikanischer Nationalist sein, der Einigkeit schafft, um hauptsächlich afrikanische Menschen zu befreien, aber auch alle Menschen, die nicht weiß sind. Er hatte damals aber bereits vollständig die Sichtweise übernommen, daß Südafrika all denen gehört, die dort leben: Schwarzen und Weißen gemeinsam. Das hat er auch in der Rede wieder so gesagt, und das hat seinen Ursprung in unserer Freiheitscharta von 1955 und in der Politik davor.

    War er also ein Mitglied der Partei? Warum das zu diesem Zeitpunkt bekanntgegeben wurde, verstehe ich nicht. Wäre es öffentlich gemacht worden, als er noch lebte und an der Diskussion teilnehmen konnte, hätte es mehr Bedeutung gehabt. Ich denke, das war ein Fehler. Aber vor dem Hintergrund der Feindseligkeit gegen den Kommunismus und der Notwendigkeit, die Einheit aufrecht zu erhalten, kann ich auch verstehen, warum es geheimgehalten wurde. Denn wir hätten eine Menge Unterstützung verloren – so wie damals, als der ANC im Exil mit Oliver Tambo als Repräsentanten einer sogenannten friedlichen Bewegung in der Lage war, Unterstützung aus Afrika, Europa und so weiter zu gewinnen. In dem Moment, als wir zu den Waffen gegriffen haben, haben sie gesagt »Nein, nein!«. Und wir haben um Hilfe gebeten: die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich. »Oh nein, oh nein, ihr seid nur ein Haufen Terroristen.« Die Sowjetunion und der Ostblock haben dann geholfen, also mußten wir ja Kommunisten sein. Mandela hat in dieser Rede während des Prozesses gesagt: »Wissen Sie, das ist, als würde man sagen, Winston Churchill muß Kommunist gewesen sein, weil Großbritannien und die Sowjetunion zusammengearbeitet haben, um Nazi-Deutschland zu besiegen«. Es ist diese Art absurdes politisches Argument – und damit waren wir konfrontiert und sind es bis heute. In Deutschland wird heute jemand Vorsitzende im Haushaltsausschuß des neuen Bundestags (gemeint ist Gesine Lötzsch, jW) und die CDU sagt, sie darf das nicht sein, weil sie sich nicht vom Kommunismus distanziert hat. Wie lange geht der Kalte Krieg noch weiter?
    Sie haben gesagt, daß es Mandela und den Hunderttausenden, die für die Befreiung gekämpft haben, nicht gerecht würde, ihn zum Heiligen zu machen. Dennoch hat er Südafrika geprägt, insbesondere als Präsident.

    Wird Südafrika anders sein ohne Mandela?

    Meine Hoffnung ist, daß wir dadurch, weiterhin über die Werte zu reden, die er und seine Generation aufrechterhalten haben, unser Volk zusammenbringen und unseren Kampf stärken werden. Aber wir dürfen das nicht nur mit Worten tun, denn ohne Handeln demobilisiert das die Leute. Wir leben in einer Form von Demokratie. Wir werden dem auf lokaler Verwaltungsebene nicht immer gerecht, weil unser Management schrecklich ist, aber das hat meiner Meinung nach historische Gründe. Wir haben einfach keine adäquat ausgebildeten und erfahrenen Behörden – deshalb ist die Bereitstellung öffentlicher Dienste schwierig. Sie wird sogar noch erschwert durch Leute, die jetzt sagen, daß früher weiße Siedler gekommen sind und mit Lügen, einseitigen Geschäften und Raub reich geworden sind – und jetzt werden »wir« das gleiche machen. Ich bin 80 Jahre alt, ich habe drei Perioden durchlebt: In der ersten hatte das britische Kapital die Kontrolle. Dann waren es die burischen Nationalisten. Innerhalb von 20 Jahren sind damals die Leute, die zuvor von ökonomischer Macht ausgeschlossen waren, sehr schnell extrem reich geworden. Und jetzt durchlebe ich die dritte Phase. Es liegt in der Natur des Kapitalismus weltweit: Unsere Leute werden wütend, sie sehen Menschen, die den Weg zu größerer Gleichheit weisen sollten, aber sich auf Kosten des Volkes selbst bereichern. Die Enttäuschten nutzen unsere Demokratie, um zu protestieren, und ich unterstütze sie vollkommen.
    Worum geht es bei diesen »Service-Delivery-Protests« gegen den Zustand öffentlicher Dienste?

    Die Menschen protestieren, weil Regierungen Versprechen gemacht haben, die sie nicht einhalten können. 1994 bei den ersten freien Wahlen gab es eine Schätzung, wonach wir 750000 Häuser brauchten. Wir haben drei Millionen gebaut, und jetzt sagen wir, daß wir noch eine halbe Million brauchen. Die Leute verlassen die ländlichen Gegenden, und Menschen, die schon in einem kleinen Haus mit vielen Hütten drumherum in der Stadt leben, realisieren, daß sie auf eine Warteliste für ein Haus kommen, wenn sie sich ihre eigene Hütte bauen. Das ist logisches Handeln. Statt als große Familie von zehn, zwölf oder 14 Mitgliedern in einem kleinen Haus zu wohnen, wollen sie jetzt vier Häuser. Korrekterweise! Aber das realisiert sich nicht. Und wenn Offizielle Geld zur Verfügung haben – von der Regierung, der Provinz oder der Lokalbehörde – aber jedes Jahr Mittel zurückgeben, weil sie nicht wissen, wie sie es richtig auszugeben und zu kontrollieren haben, dann werden die Leute wütend. Warum gibt es keine Straßen? Warum gibt es keine Laternen? Warum ist die Schule so schlecht ausgestattet? Jedes Ministerium gibt jedes Jahr Geld zurück, obwohl wir solch einen dringenden Bedarf haben. Es liegt nicht daran, daß unsere Leute das absichtlich machen. Uns wurde ein Erbe ohne adäquaten öffentlichen Dienst hinterlassen. Warum wir es nicht geändert haben? Gute Frage, wenn die halbe Bevölkerung nicht lesen kann und nie in einem Büro gearbeitet hat. Wir haben auf einen Schlag 284 Kreisverwaltungen geschaffen, die das ganze Land abdecken. Oft gingen die von einer kleinen »weißen« Stadt von 30000 Einwohnern aus und hatten einen Umkreis von 200 Kilometern Durchmesser. Da gibt es aber keine Steuerbasis, keine Ingenieure, keine Buchhalter, keine Stadtplaner, kein Gesundheitspersonal – und nun muß sich der neue Stadtrat um dieses ganze Gebiet kümmern.

    Die alten Beamten, die Weißen, haben ihre Abfindung kassiert und sind jetzt Berater. Die erstellen einen Plan, das ist ein dickes Buch mit allem, was gebraucht wird. Aber ein wirklicher Plan beschreibt, was man zuerst baut und wie man das finanziert. Sie wollen Wasser – wo kommt das Wasser her? Wie stimmt man die Regularien mit der Provinz- und Nationalregierung ab? Die Leute, die das können, gibt es nicht. Ganz langsam kommt das. Aber es gibt keine Stadt in Südafrika, die keinen großen Zuzug aus ländlichen Gebieten hatte. Während der Apartheid waren die dort eingesperrt. Jetzt dürfen sie sich frei bewegen. Ihnen wurde auf dem Lande ein Haus gegeben, aber jetzt ziehen sie in die Stadt, weil es dort Arbeit gibt, und wollen ein neues Haus.

    Warum protestieren die Leute? Die Regierung baut Häuser für die Leute. Die sind leider sehr klein, wir nennen sie »Streichholzschachtelhäuser«, aber sie sind aus Stein gemauert und haben ein richtiges Dach. Die Unternehmer, die sie bauen, nennen wir »aufstrebende Geschäftspartner«. Das ist die nette Bezeichnung für schwarze Bauarbeiter, die Geschäftsmänner sein wollen. Das ist ökonomische Ermächtigung. Viele von denen klauen Zement. Einige der Häuser fallen auseinander. In einigen Fällen werden sie für Häuser bezahlt, die gar nicht gebaut wurden, weil sie Offizielle bestechen. Das ist in vielen Teilen des Landes passiert und jetzt werden die Leute zu Recht wütend darüber. Aber was mich wirklich wundert: Unseren Leuten wird nachgesagt, sehr religiös zu sein. Bis Montag morgen, dann vergessen sie die Moral, dann ist es »Business as usual«, das übliche Stehlen: ›Es ist meine Regierung, ich kann nehmen, was ich will, vergiß die Leute, denen ich dienen sollte.‹ Das ist ein weltweites Phänomen, wir sind nicht anders als andere Völker, aber wir können es uns nicht leisten – weder politisch noch sozial noch ökonomisch. Im reichen Deutschland gibt es Korruption, aber irgendwie schafft ihr es. Das reiche – ehemals reiche – Großbritannien: Korruption unter Parlamentariern, von 600 haben nur zwei kein Geld gestohlen mittels der Privilegien, die sie genießen. Wege zum Betrügen finden, so ist unsere Gesellschaft – und wir leiden darunter.
    Im vergangenen Jahr schien es nun, daß der ANC sich damit auseinandersetzen wollte, indem er sich das Ansehen von Genossen zunutze machte, die wie Sie lange im Freiheitskampf aktiv waren. Im März 2013 wurde daher eine »Integritätskommission« aufgebaut, in die Sie berufen wurden – gemeinsam mit Persönlichkeiten wie Andrew Mlangeni oder Ahmed Kathrada.

    Ahmed Kathrada hat das abgelehnt, weil er nicht gefragt wurde. Er wurde informiert. Ich wurde auch nicht gefragt, mir hat jemand Bescheid gegeben, der es in der Zeitung gelesen hatte. Ich bin Mitglied, aber ich habe eine Auszeit genommen, weil ich viel unterwegs bin. Es ist eine großartige Idee, aber die Kommission braucht starke Rückendeckung und administrative Unterstützung, um effektiv zu sein.
    Was ist Ihre Aufgabe?

    Der Auftrag, den uns die Nationalkonferenz (des ANC, jW) im Dezember 2012 in Bloemfontein, Mangaung, gegeben hat, war der, uns mit Mitgliedern zu befassen, die den ANC in Mißkredit bringen. Es geht um Leute, die sich weigern, sich an Regularien zu halten, ihre wirtschaftlichen Interessen offenzulegen, während sie beispielsweise Parlamentsmitglieder oder im Stadtrat sind, wo es anhaltende Berichte von Korruption gibt. Wir sind kein Gericht. Unsere Aufgabe ist es, Leute aufzufordern, Erklärungen vorzulegen. Wenn wir es für ausreichend halten, informieren wir das Sekretariat des ANC, das dann über den Bericht an das Nationale Exekutivkomitee und die weiteren Schritte entscheidet. Aber es gibt jeden Tag Berichte in den Zeitungen über Korruption. Hängen wir nur davon ab? Oder müssen wir weitere Informationen bekommen? Wir brauchen Unterstützung, wir brauchen administrative Stärke – und die haben wir nicht. Langsam wird das geschaffen.
    Es gibt in Südafrika sogar einen eigenen Begriff für diese aufkommende Klasse von Geschäftsleuten, die »Tenderpreneurs« (von »to tender« – »sich an einer Ausschreibung beteiligen« und »entrepreneur« – »Unternehmer«, jW). Warum hat Ihr Land mit diesem Problem so stark zu kämpfen?

    Wir haben dieses Problem immer gehabt, auch während der Apartheid. Die Ausschreibungsprozesse waren damals immer korrupt, aber die Weißen waren eine Minderheit, also betraf es eine Minderheit. Jetzt, da wir das Programm der wirtschaftlichen Ermächtigung Schwarzer haben, gibt es Hunderttausende beteiligte Menschen – und deshalb ist es eine viel größere Geschichte. Und die wird es auch, weil die Me­dien – wie anderswo auf der Welt – von Skandalen leben. Sie lieben Skandale. Ab und zu gibt es ein kleines Stück in der Tageszeitung, das uns sagt, wie viele Korruptionsfälle untersucht wurden, wie viele abgeschlossen wurden, wie viele Leute schuldig gesprochen wurden und wieviel Geld sie zurückgezahlt haben. Aber das sind ein paar Zentimeter, und es hält für eine Ausgabe an. Und am nächsten Tag: Zurück zu den großen Überschriften über irgendeinen großen Skandal, manchmal egal, ob es stimmt oder nicht. Wenn es nicht wahr ist, wird die Berichtigung irgendwo im Blatt vergraben.

    Es gibt Korruption in großem Ausmaß, und unglücklicherweise wird dem Präsidenten für alles die Schuld gegeben. Aber der Höhepunkt des alten Waffengeschäfts, das der tatsächliche Anfang massiver Korruption war, lag in der Zeit der ersten Regierung nach dem Ende der Apartheid. Warum geben wir also dem aktuellen Präsidenten die Schuld? Ich habe ihn auf deutsch als »Pechvogel« beschrieben. Ist er sich bewußt, was alles in seinem Namen getan wird? Ich habe meine Zweifel. Aber als Präsident muß er Verantwortung übernehmen und seine Stimme deutlicher erheben, als er das tut.

    In unserer Gewerkschaftsbewegung und in einigen Veteranenorganisationen des ANC, bei den alten Umkhonto-Leuten, sagen schon einige: »Vielleicht sollte sich die gesamte Führungsspitze zurückziehen. Wir brauchen einen Neustart«. Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde, denn das hätte einen ganz neuen Lernprozeß zur Folge, für eine ganze Menge von Leuten gleichzeitig. Was ich weiß, ist, daß eine Revolution nicht das Erringen der Macht ist, sondern die Konsolidierung der Macht, politischer Macht, ökonomischer Macht. Und wir haben die ökonomische Macht nicht. In einem weltweiten System großer Konzerne, mächtiger als viele Regierungen, ist es nicht leicht, Arbeitsplätze zu schaffen. Die Hälfte unserer Bevölkerung hat keine reguläre Arbeit, in jedem Fall sind über 40 Prozent ohne Job. Und schlimmer noch: Unser Bildungssystem wird langsam besser und mehr als 40 Prozent der jungen Leute – nicht unbedingt gut ausgebildet, aber die besten, die wir je hatten – sind arbeitslos. Das ist sehr frustrierend. Was ist mit dem Freiheitsversprechen? Die Leute sind zu Recht ungeduldig, denn wir scheinen diesen revolutionären Geist verloren zu haben, der uns getragen hat. Aber nicht nur in der Regierung.

    Ich habe mit Gewerkschaftern aus den Bereichen Bildung und Gesundheit gestritten: Ja, ihr müßt besser bezahlt werden. Ihr braucht bessere Arbeitsbedingungen. Aber ihr seid Teil der gebildeten Elite unseres Landes, habt das größte Politikverständnis und seid am besten organisiert. Ihr seid diejenigen, die unser Land transformieren müssen, ob ihr gut bezahlt seid oder nicht. Denn ihr seid Bürger genauso wie Gewerkschaftsmitglieder.

    Das führt uns zurück zu Mandela. »Mandela hat für uns Opfer gebracht.« Diese Haltung ist fast religiös. Jesus hat Opfer für uns alle gebracht, so reden sie über Madiba. Aber was opfern sie selbst? Was tun sie täglich, um unser Land zu transformieren? Verlangen Lehrer von ihren Genossen in der Verwaltung, die in einer anderen Gewerkschaft sind, daß die ihren Job machen, damit die Lehrer ihren machen können? Nehmen die ANC-Ortsvorsteher, Sekretäre und Schatzmeister Beschwerden von Eltern entgegen? Oder sind sie gleichzeitig die Lehrer und das Gesundheitspersonal, weil sie jetzt schon die am meisten gebildeten sind und den Ortsverband kontrollieren? Wenn es also eine Beschwerde gegen sie selbst gibt, geben sie die weiter? Die Probleme müssen Schritt für Schritt gelöst werden.

    Wir zahlen allen älteren Menschen unterhalb eines gewissen Einkommensniveaus eine Rente. Das gab es früher nur für Weiße. Also fährt ein LKW hinaus aufs Land, um das Geld an die Leute dort auszuzahlen. Da warten dann Diebe. Wo ist die Idee von Ubuntu, des afrikanischen Humanismus, den es geben soll? Gut, wir sind sehr modern, wir kennen digitale Technik, also schicken wir einen LKW raus, der wie eine mobile Bank ist und bewachen ihn. Die Identitäten der Empfänger werden alle per Internet übermittelt, damit das Geld nicht falsch abgehoben werden kann. Aber das reicht nicht, das Geld muß auf Konten ausgezahlt werden. Doch es gibt keine Banken in den kleinen Dörfern, keine Konten. Also zwingt man die großen Banken, eine Bank für die Leute zu schaffen, die Mzansi Bank, fast völlig gebührenfrei, kostenloser Service. Die Leute bekommen ihr Geld jetzt auf ihr Konto und haben ihre kleinen Karten. Und dann gibt es Korruption, um diese Karten zu fälschen! Schritt für Schritt löst man die Probleme in einer korrupten Gesellschaft. Wir werden nicht korrupt geboren. Wir werden korrupt gemacht, durch das System – und durch unseren Mangel an Moral. Das ist wahr, auf der ganzen Welt.

    Wir zahlen Kindergeld bis zum Alter von 18 Jahren. Das ist nicht viel Geld, aber es macht den Unterschied zwischen Verhungern und Überleben aus. Man löst ein Problem, man schafft ein neues. Und wenn man das löst, entstehen wieder neue – das geht immer so weiter, während man immer mehr erreicht.
    jungewelt.de


      Aktuelles Datum und Uhrzeit: Di Mai 14, 2024 3:15 am