Kämpferischer und basisnäher
Nach langen Diskussionen wird in Havanna der 20. Kongreß der kubanischen Gewerkschaften eröffnet
Von Volker Hermsdorf, Havanna
Am heutigen Donnerstag nachmittag (Ortszeit) soll im Veranstaltungszentrum »Palacio de Convenciones« von Havanna der 20. Kongreß des kubanischen Gewerkschaftsdachverbandes CTC eröffnet werden. Insgesamt 1200 Delegierte, die die Mitglieder von 17 Einzelgewerkschaften repräsentieren, werden bis zum Sonnabend zunächst in vier Arbeitsgruppen und anschließend im Plenum eine umfangreiche Agenda abarbeiten. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Themen wie eine geplante Neufassung des Arbeitsgesetzes, die Rolle der Gewerkschaften bei den Veränderungen im sozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell Kubas, die Vertretung der wachsenden Zahl selbstständig Tätiger sowie Satzungsänderungen und die Neuwahl der Führungsgremien.
Wie das Zentralorgan des CTC, Trabajadores, Anfang der Woche berichtete, sind die zur Debatte stehenden Themen seit der Einberufung des Gewerkschaftstages im Oktober 2012 von den Mitgliedern in den Betrieben des Landes in Tausenden Versammlungen diskutiert worden. Aus diesen Zusammenkünften seien konkrete Vorschläge und Anträge hervorgegangen, über die jetzt abschließend beraten und abgestimmt werden soll, zitierte die Tageszeitung Granma den Vorsitzenden der Organisationskommission, Ulises Guilarte de Nacimiento. Die Diskussionen in den Betrieben und Basisgruppen seien wie »eine große Schule« gewesen, in der es darum gegangen sei, wie die Beschäftigten sich ihre Vertretungen vorstellen, sagte der Gewerkschafter. Er hob hervor, daß es dabei auch eine kritische Sicht auf die internen Strukturen und die Arbeitsweise seiner Organisation gegeben habe. Dieser sei häufig ein zu hohes Maß an Formalismus und Basisferne vorgeworfen worden. Viele Mitglieder wünschten sich eine kämpferische Gewerkschaft, die die Interessen der Beschäftigten bei den aktuellen Veränderungen im Land im ständigen Kontakt mit der Basis vertrete.
Bei der Schaffung eines neuen ökonomischen Modells für Kuba erwarteten die Arbeiter eine klassenbewußte, einige und der historischen Tradition der Gewerkschaftsbewegung verbundene Organisation, faßte Guilarte de Nacimiento die Vordebatten des Kongresses zusammen. Er betonte, daß die Rolle der Gewerkschafter im Kampf gegen Korruption und Disziplinlosigkeit ebenso gestärkt werden müsse wie bei der Aktualisierung der Arbeitsgesetze. Insgesamt habe er den Eindruck, daß der CTC durch den demokratischen Diskussionsprozeß an der Basis gestärkt worden sei. Dies zeige seiner Ansicht nach auch die veränderte Zusammensetzung und Verjüngung der Delegierten, von denen 17 Prozent Jugendliche seien, 30 Prozent einen Universitäts- und 45 Prozent einen mittleren Abschluß besäßen.
Nachdem der letzte CTC-Kongreß schon im September 2006 stattgefunden hatte, sollte dieser Gewerkschaftstag ursprünglich bereits im vergangenen Jahr durchgeführt werden und war schon damals von vielen Beschäftigten mit Spannung erwartet worden. Er war jedoch um mehrere Monate verschoben werden, um mehr Zeit für die internen Debatten zu schaffen. Der 20. CTC-Kongreß ist der erste nach Verabschiedung der Leitlinien zur Aktualisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in Kuba durch den sechsten Kongreß der Kommunistischen Partei Kubas im April 2011 sowie nach der Veränderung zahlreicher Gesetze in den letzten Jahren
jw
Nach langen Diskussionen wird in Havanna der 20. Kongreß der kubanischen Gewerkschaften eröffnet
Von Volker Hermsdorf, Havanna
Am heutigen Donnerstag nachmittag (Ortszeit) soll im Veranstaltungszentrum »Palacio de Convenciones« von Havanna der 20. Kongreß des kubanischen Gewerkschaftsdachverbandes CTC eröffnet werden. Insgesamt 1200 Delegierte, die die Mitglieder von 17 Einzelgewerkschaften repräsentieren, werden bis zum Sonnabend zunächst in vier Arbeitsgruppen und anschließend im Plenum eine umfangreiche Agenda abarbeiten. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Themen wie eine geplante Neufassung des Arbeitsgesetzes, die Rolle der Gewerkschaften bei den Veränderungen im sozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell Kubas, die Vertretung der wachsenden Zahl selbstständig Tätiger sowie Satzungsänderungen und die Neuwahl der Führungsgremien.
Wie das Zentralorgan des CTC, Trabajadores, Anfang der Woche berichtete, sind die zur Debatte stehenden Themen seit der Einberufung des Gewerkschaftstages im Oktober 2012 von den Mitgliedern in den Betrieben des Landes in Tausenden Versammlungen diskutiert worden. Aus diesen Zusammenkünften seien konkrete Vorschläge und Anträge hervorgegangen, über die jetzt abschließend beraten und abgestimmt werden soll, zitierte die Tageszeitung Granma den Vorsitzenden der Organisationskommission, Ulises Guilarte de Nacimiento. Die Diskussionen in den Betrieben und Basisgruppen seien wie »eine große Schule« gewesen, in der es darum gegangen sei, wie die Beschäftigten sich ihre Vertretungen vorstellen, sagte der Gewerkschafter. Er hob hervor, daß es dabei auch eine kritische Sicht auf die internen Strukturen und die Arbeitsweise seiner Organisation gegeben habe. Dieser sei häufig ein zu hohes Maß an Formalismus und Basisferne vorgeworfen worden. Viele Mitglieder wünschten sich eine kämpferische Gewerkschaft, die die Interessen der Beschäftigten bei den aktuellen Veränderungen im Land im ständigen Kontakt mit der Basis vertrete.
Bei der Schaffung eines neuen ökonomischen Modells für Kuba erwarteten die Arbeiter eine klassenbewußte, einige und der historischen Tradition der Gewerkschaftsbewegung verbundene Organisation, faßte Guilarte de Nacimiento die Vordebatten des Kongresses zusammen. Er betonte, daß die Rolle der Gewerkschafter im Kampf gegen Korruption und Disziplinlosigkeit ebenso gestärkt werden müsse wie bei der Aktualisierung der Arbeitsgesetze. Insgesamt habe er den Eindruck, daß der CTC durch den demokratischen Diskussionsprozeß an der Basis gestärkt worden sei. Dies zeige seiner Ansicht nach auch die veränderte Zusammensetzung und Verjüngung der Delegierten, von denen 17 Prozent Jugendliche seien, 30 Prozent einen Universitäts- und 45 Prozent einen mittleren Abschluß besäßen.
Nachdem der letzte CTC-Kongreß schon im September 2006 stattgefunden hatte, sollte dieser Gewerkschaftstag ursprünglich bereits im vergangenen Jahr durchgeführt werden und war schon damals von vielen Beschäftigten mit Spannung erwartet worden. Er war jedoch um mehrere Monate verschoben werden, um mehr Zeit für die internen Debatten zu schaffen. Der 20. CTC-Kongreß ist der erste nach Verabschiedung der Leitlinien zur Aktualisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in Kuba durch den sechsten Kongreß der Kommunistischen Partei Kubas im April 2011 sowie nach der Veränderung zahlreicher Gesetze in den letzten Jahren
jw