Ein Jahr »Lampedusa in Hamburg«
Flüchtlingsgruppe hat viele Sympathisanten in der Hansestadt, aber kein Bleiberecht. Demonstration am Sonnabend
Von Florian Osuch
Bundesweit setzen sich Flüchtlinge für ihre Rechte ein und gehen in die Öffentlichkeit. Bekanntheit erlangten insbesondere das Protestcamp auf dem Berliner Oranienplatz oder der Kampf der Gruppe »Lampedusa in Hamburg«. Für diesen Sonnabend ist in der Hansestadt eine Demonstration angesetzt.
Ein Blick zurück auf die Odyssee der Hamburger Flüchtlinge: Vor über einem Jahr kamen einige hundert von ihnen an die Elbe. Als Schwarzafrikaner waren sie in Libyen verfolgt worden, weil man sie verdächtigte, den gestürzten Präsidenten Muammar Al-Ghaddafi unterstützt zu haben. Sie wagten die lebensgefährliche Flucht per Schiff übers Mittelmeer und landeten auf der italienischen Insel Lampedusa. Dort wurden sie zunächst notdürftig versorgt und dann von den Behörden weggeschickt. In Hamburg angekommen, organisierten sich die Geflüchteten. Sie forderten ein Bleiberecht für die gesamte Gruppe, unabhängig von einzelnen Asylverfahren. Zudem wollten sie ein Ende der NATO-Kriege und der Waffenexporte, sie seien für die Not in ihren Heimatländern und die Flucht mitverantwortlich.
Schnell kam die Gruppe »Lampedusa in Hamburg« in die Schlagzeilen. Auch weil sich die Flüchtlinge nicht, wie sonst vielfach üblich, versteckten. Sie verweigerten es, sich bei der Ausländerbehörde oder der Polizei zu registrieren, weil sie eine Abschiebung befürchteten. Der Senat der Hansestadt führte dann im Herbst letzten Jahres immer wieder Razzien durch. An mehreren Tagen waren ganze Straßenzüge und Plätze gesperrt. Diese von Kritikern als »rassistisch« bezeichneten Kontrollen hatten jedoch eine breite Solidarisierung in der Stadt zur Folge. Fans des Fußballclubs St. Pauli sammelten Geld und luden Flüchtlinge kostenlos zu Heimspielen ein. Soziale Zentren und Kirchen stellten Räume zur Verfügung. Es gab Vorschläge aus der Eltern- und Schülerschaft, Turnhallen zeitweise zu öffnen. Doch der SPD-Senat wiegelte ab, setzte seine harte Haltung fort und gängelte fortan auch Unterstützer der Flüchtlinge. Im Herbst kamen bis zu 15000 Menschen zu einer Solidaritätsdemonstration und über den Winter stellten etliche Hamburger Privatwohnungen, Vereinsräume und zahlreiche andere Räume den Flüchtlingen zur Verfügung. Inzwischen gibt es ein breites Netz an Unterstützern aus sozialen Bewegungen der Stadt, von Studierenden, Kirchen bis zur Linkspartei.
»Ein Jahr ist die Gruppe ›Lampedusa in Hamburg‹ inzwischen in der Stadt. Ein Jahr, in dem sie ohne jede Unterstützung durch die Stadt blieb. Ein Jahr, in dem sie nicht aufgehört hat, für ihr humanitäres Bleiberecht zu kämpfen«, sagte Christiane Schneider, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, gegenüber junge Welt.
Während der Wintermonate war es ruhiger geworden um die Gruppe. Vermutlich auch, weil die Polizei zeitweise ganze Stadtteile zu einer »Gefahrenzone« erklärte und umfangreich Personenkontrollen veranstaltete. Die Demonstration soll Auftakt dafür sein, die Forderungen nach einem Bleibe- und Arbeitsrecht wieder stärker in die Öffentlichkeit zu rücken. Noch ein weiteres Jahr werde man sich nicht drangsalieren oder mit Lippenbekenntnissen vom toleranten und weltoffenen Hamburg abspeisen lassen.
jungewelt.de
Flüchtlingsgruppe hat viele Sympathisanten in der Hansestadt, aber kein Bleiberecht. Demonstration am Sonnabend
Von Florian Osuch
Bundesweit setzen sich Flüchtlinge für ihre Rechte ein und gehen in die Öffentlichkeit. Bekanntheit erlangten insbesondere das Protestcamp auf dem Berliner Oranienplatz oder der Kampf der Gruppe »Lampedusa in Hamburg«. Für diesen Sonnabend ist in der Hansestadt eine Demonstration angesetzt.
Ein Blick zurück auf die Odyssee der Hamburger Flüchtlinge: Vor über einem Jahr kamen einige hundert von ihnen an die Elbe. Als Schwarzafrikaner waren sie in Libyen verfolgt worden, weil man sie verdächtigte, den gestürzten Präsidenten Muammar Al-Ghaddafi unterstützt zu haben. Sie wagten die lebensgefährliche Flucht per Schiff übers Mittelmeer und landeten auf der italienischen Insel Lampedusa. Dort wurden sie zunächst notdürftig versorgt und dann von den Behörden weggeschickt. In Hamburg angekommen, organisierten sich die Geflüchteten. Sie forderten ein Bleiberecht für die gesamte Gruppe, unabhängig von einzelnen Asylverfahren. Zudem wollten sie ein Ende der NATO-Kriege und der Waffenexporte, sie seien für die Not in ihren Heimatländern und die Flucht mitverantwortlich.
Schnell kam die Gruppe »Lampedusa in Hamburg« in die Schlagzeilen. Auch weil sich die Flüchtlinge nicht, wie sonst vielfach üblich, versteckten. Sie verweigerten es, sich bei der Ausländerbehörde oder der Polizei zu registrieren, weil sie eine Abschiebung befürchteten. Der Senat der Hansestadt führte dann im Herbst letzten Jahres immer wieder Razzien durch. An mehreren Tagen waren ganze Straßenzüge und Plätze gesperrt. Diese von Kritikern als »rassistisch« bezeichneten Kontrollen hatten jedoch eine breite Solidarisierung in der Stadt zur Folge. Fans des Fußballclubs St. Pauli sammelten Geld und luden Flüchtlinge kostenlos zu Heimspielen ein. Soziale Zentren und Kirchen stellten Räume zur Verfügung. Es gab Vorschläge aus der Eltern- und Schülerschaft, Turnhallen zeitweise zu öffnen. Doch der SPD-Senat wiegelte ab, setzte seine harte Haltung fort und gängelte fortan auch Unterstützer der Flüchtlinge. Im Herbst kamen bis zu 15000 Menschen zu einer Solidaritätsdemonstration und über den Winter stellten etliche Hamburger Privatwohnungen, Vereinsräume und zahlreiche andere Räume den Flüchtlingen zur Verfügung. Inzwischen gibt es ein breites Netz an Unterstützern aus sozialen Bewegungen der Stadt, von Studierenden, Kirchen bis zur Linkspartei.
»Ein Jahr ist die Gruppe ›Lampedusa in Hamburg‹ inzwischen in der Stadt. Ein Jahr, in dem sie ohne jede Unterstützung durch die Stadt blieb. Ein Jahr, in dem sie nicht aufgehört hat, für ihr humanitäres Bleiberecht zu kämpfen«, sagte Christiane Schneider, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, gegenüber junge Welt.
Während der Wintermonate war es ruhiger geworden um die Gruppe. Vermutlich auch, weil die Polizei zeitweise ganze Stadtteile zu einer »Gefahrenzone« erklärte und umfangreich Personenkontrollen veranstaltete. Die Demonstration soll Auftakt dafür sein, die Forderungen nach einem Bleibe- und Arbeitsrecht wieder stärker in die Öffentlichkeit zu rücken. Noch ein weiteres Jahr werde man sich nicht drangsalieren oder mit Lippenbekenntnissen vom toleranten und weltoffenen Hamburg abspeisen lassen.
jungewelt.de