Tempelritter und V-Mann?
Das Berliner LKA scheint einer weiteren schillernden Figur aus der militanten Neonaziszene Informantenhonorare gezahlt zu haben
Von Claudia Wangerin
Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) scheint neben dem einstigen Sprengstofflieferanten der mutmaßlichen NSU-Terroristen, Thomas Starke, eine weitere schillernde Figur aus der militanten Neonaziszene als V-Mann geführt zu haben. Wie üblich wurde der Verdacht der Opposition am Montag im Berliner Innenausschuß von den Verantwortlichen weder bestätigt noch dementiert.
Er sei »umgestiegen statt ausgestiegen«, schrieb das Antifaschistische Infoblatt im August 2012 über Nick Greger, der 2005 mit Hilfe des Bundesprogramms »Exit« die klassische braune Szene verlassen hatte. Später versuchte er einen Orden nach dem Vorbild der Templer aufzubauen und propagierte den militärischen Kampf gegen den Islam. Seine Gewaltaffinität scheint jedenfalls ungebrochen, seit er im Jahr 2000 wegen gemeinsamer Anschlagsvorbereitungen mit dem V-Mann des Brandenburger Verfassungsschutzes, Carsten Szczepanski alias »Piatto« verurteilt wurde. Nun aber gibt es Hinweise darauf, daß auch Greger selbst als V-Mann tätig war – für das Berliner LKA.
Vertreter der Grünen und der Linksfraktion im Innenausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses verlangten am Montag Aufklärung. Als Indiz werteten sie Gregers Aussage in einem Internetvideo sowie einem Zeitschrifteninterview, er habe Ende Oktober 2013 in Thüringen Besuch von zwei Beamten des Berliner LKA erhalten, die auf ihn einwirken wollten, in Untersuchungsausschüssen keine Angaben über den V-Mann Szczepanski zu machen. Die Vertreterin der Linksfraktion im Thüringer Untersuchungsausschuß zum Neonaziterror, Katharina König, sagte am Montag gegenüber junge Welt, es gebe außer einer V-Mann-Tätigkeit Gregers für das Berliner LKA keine logische Erklärung, warum dessen Beamte zu diesem Zweck nach Thüringen gereist sein sollten. Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt bestätigte am Montag im Innenausschuß zumindest den Besuch seiner Beamten in Thüringen, wollte jedoch über Gesprächsinhalte nichts sagen. »Vor einer Offenlegung sind Rechtsfragen zu klären, denn V-Leute genießen Vertrauensschutz«, zitierte ihn die BZ. Am Donnerstag sollen die Ausschußmitglieder in einer geheimen Sitzung weitere Informationen erhalten.
jw
Das Berliner LKA scheint einer weiteren schillernden Figur aus der militanten Neonaziszene Informantenhonorare gezahlt zu haben
Von Claudia Wangerin
Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) scheint neben dem einstigen Sprengstofflieferanten der mutmaßlichen NSU-Terroristen, Thomas Starke, eine weitere schillernde Figur aus der militanten Neonaziszene als V-Mann geführt zu haben. Wie üblich wurde der Verdacht der Opposition am Montag im Berliner Innenausschuß von den Verantwortlichen weder bestätigt noch dementiert.
Er sei »umgestiegen statt ausgestiegen«, schrieb das Antifaschistische Infoblatt im August 2012 über Nick Greger, der 2005 mit Hilfe des Bundesprogramms »Exit« die klassische braune Szene verlassen hatte. Später versuchte er einen Orden nach dem Vorbild der Templer aufzubauen und propagierte den militärischen Kampf gegen den Islam. Seine Gewaltaffinität scheint jedenfalls ungebrochen, seit er im Jahr 2000 wegen gemeinsamer Anschlagsvorbereitungen mit dem V-Mann des Brandenburger Verfassungsschutzes, Carsten Szczepanski alias »Piatto« verurteilt wurde. Nun aber gibt es Hinweise darauf, daß auch Greger selbst als V-Mann tätig war – für das Berliner LKA.
Vertreter der Grünen und der Linksfraktion im Innenausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses verlangten am Montag Aufklärung. Als Indiz werteten sie Gregers Aussage in einem Internetvideo sowie einem Zeitschrifteninterview, er habe Ende Oktober 2013 in Thüringen Besuch von zwei Beamten des Berliner LKA erhalten, die auf ihn einwirken wollten, in Untersuchungsausschüssen keine Angaben über den V-Mann Szczepanski zu machen. Die Vertreterin der Linksfraktion im Thüringer Untersuchungsausschuß zum Neonaziterror, Katharina König, sagte am Montag gegenüber junge Welt, es gebe außer einer V-Mann-Tätigkeit Gregers für das Berliner LKA keine logische Erklärung, warum dessen Beamte zu diesem Zweck nach Thüringen gereist sein sollten. Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt bestätigte am Montag im Innenausschuß zumindest den Besuch seiner Beamten in Thüringen, wollte jedoch über Gesprächsinhalte nichts sagen. »Vor einer Offenlegung sind Rechtsfragen zu klären, denn V-Leute genießen Vertrauensschutz«, zitierte ihn die BZ. Am Donnerstag sollen die Ausschußmitglieder in einer geheimen Sitzung weitere Informationen erhalten.
jw