Bürgerfreundlichkeit
NSA-Affäre und Google-Expansion
Von Thomas Wagner
Keine Einigung über ein Geheimdienstabkommen mit den USA und Google kauft sich ins Geschäft mit vernetzter Haustechnik ein. Zwei Meldungen, die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Doch die erste Gemeinsamkeit wird rasch klar: Die grenzüberschreitende Totalüberwachung aller Bürger betrachten Washington und das Suchmaschinenunternehmen als ihr angestammtes und unveräußerliches Recht. Was den Internetkonzern betrifft: Die Daten der digitalen Thermostate und Rauchmelder, die Google durch die Übernahme der Firma Nest aus den Privatwohnungen der Nutzer bekommt, werden ausgewertet. Selbstverständlich nur, um die Geräte kundenfreundlicher zu machen, heißt es. Und hier kommt es zur zweiten Gemeinsamkeit: Auch den Geheimdiensten geht es erklärtermaßen um das Wohl der Bürger, sprich: ihrem Schutz vor Terroranschlägen. Die NSA forscht an einem Quantenrechner, der jedes Verschlüsselungssystem zu knacken in der Lage ist. Google erprobt dieselbe Technologie, um Algorithmen zu entwickeln, mit denen große Datenbanken noch schneller durchsucht werden können. Außerdem, und das ist die dritte Gemeinsamkeit, ist der Konzern mit dem US-Verteidigungsministerium und den Geheimdiensten geschäftlich und auch personell eng verbunden. Er entwickelte Software für In-Q-Tel, eine Firma der CIA, und für die NSA. Gemeinsam mit In-Q-Tel investiert er in Recorded Future, ein Unternehmen, das sich das Internet für geopolitische Zukunftsprognosen nutzbar macht. Jared Cohen, Direktor des konzerneigenen Think-Tanks Google Ideas, hat im Planungsstab des US-Außenministeriums zunächst Condoleezza Rice, dann Hillary Clinton beraten. Eric Schmidt wiederum, derzeit Vorstandsvorsitzender des Konzerns, tut heute das gleiche sowohl für die britische als auch die US-Regierung. Darüber hinaus nimmt er regelmäßig an den geheimen Bilderberg-Konferenzen teil. Eine besondere Bewandtnis hat es mit der Personalie Regina Dugan, einer Maschinenbauingenieurin, die seit März 2012 Googles Motorola-Abteilung für Forschung im Mobilfunk leitet. Hier werden Programme entwickelt, die Personen anhand ihrer Stimmen identifizieren können. Zuvor saß sie im Pentagon-Arbeitskreis zur Terrorismusbekämpfung, war als wissenschaftlicher Beirat im US-Generalstab tätig und leitete das Rüstungsunternehmen RedXDefence LLC sowie die Forschungsabteilung des Pentagon DARPA. Hier hat die Entwicklung von autonomen Kampf- und Spähsystemen höchste Priorität. Google wiederum eröffnete erst neulich eine eigene Abteilung für Robotertechnik, kaufte innerhalb eines halben Jahres acht darauf spezialisierte Unternehmen und erfüllt seitdem in dieser Sparte auch Rüstungsaufträge. Der bürgerfreundliche Brief an Präsident Barack Obama, in dem der Konzern vor wenigen Wochen gemeinsam mit anderen Internetunternehmen ein Ende der flächendeckenden Überwachung forderte, war ein Täuschungsmanöver.
jw
NSA-Affäre und Google-Expansion
Von Thomas Wagner
Keine Einigung über ein Geheimdienstabkommen mit den USA und Google kauft sich ins Geschäft mit vernetzter Haustechnik ein. Zwei Meldungen, die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Doch die erste Gemeinsamkeit wird rasch klar: Die grenzüberschreitende Totalüberwachung aller Bürger betrachten Washington und das Suchmaschinenunternehmen als ihr angestammtes und unveräußerliches Recht. Was den Internetkonzern betrifft: Die Daten der digitalen Thermostate und Rauchmelder, die Google durch die Übernahme der Firma Nest aus den Privatwohnungen der Nutzer bekommt, werden ausgewertet. Selbstverständlich nur, um die Geräte kundenfreundlicher zu machen, heißt es. Und hier kommt es zur zweiten Gemeinsamkeit: Auch den Geheimdiensten geht es erklärtermaßen um das Wohl der Bürger, sprich: ihrem Schutz vor Terroranschlägen. Die NSA forscht an einem Quantenrechner, der jedes Verschlüsselungssystem zu knacken in der Lage ist. Google erprobt dieselbe Technologie, um Algorithmen zu entwickeln, mit denen große Datenbanken noch schneller durchsucht werden können. Außerdem, und das ist die dritte Gemeinsamkeit, ist der Konzern mit dem US-Verteidigungsministerium und den Geheimdiensten geschäftlich und auch personell eng verbunden. Er entwickelte Software für In-Q-Tel, eine Firma der CIA, und für die NSA. Gemeinsam mit In-Q-Tel investiert er in Recorded Future, ein Unternehmen, das sich das Internet für geopolitische Zukunftsprognosen nutzbar macht. Jared Cohen, Direktor des konzerneigenen Think-Tanks Google Ideas, hat im Planungsstab des US-Außenministeriums zunächst Condoleezza Rice, dann Hillary Clinton beraten. Eric Schmidt wiederum, derzeit Vorstandsvorsitzender des Konzerns, tut heute das gleiche sowohl für die britische als auch die US-Regierung. Darüber hinaus nimmt er regelmäßig an den geheimen Bilderberg-Konferenzen teil. Eine besondere Bewandtnis hat es mit der Personalie Regina Dugan, einer Maschinenbauingenieurin, die seit März 2012 Googles Motorola-Abteilung für Forschung im Mobilfunk leitet. Hier werden Programme entwickelt, die Personen anhand ihrer Stimmen identifizieren können. Zuvor saß sie im Pentagon-Arbeitskreis zur Terrorismusbekämpfung, war als wissenschaftlicher Beirat im US-Generalstab tätig und leitete das Rüstungsunternehmen RedXDefence LLC sowie die Forschungsabteilung des Pentagon DARPA. Hier hat die Entwicklung von autonomen Kampf- und Spähsystemen höchste Priorität. Google wiederum eröffnete erst neulich eine eigene Abteilung für Robotertechnik, kaufte innerhalb eines halben Jahres acht darauf spezialisierte Unternehmen und erfüllt seitdem in dieser Sparte auch Rüstungsaufträge. Der bürgerfreundliche Brief an Präsident Barack Obama, in dem der Konzern vor wenigen Wochen gemeinsam mit anderen Internetunternehmen ein Ende der flächendeckenden Überwachung forderte, war ein Täuschungsmanöver.
jw